Bandidos vor Gericht: Schweigsame Rocker

Nach einem brutalen Kampf zwischen zwei Clubs stehen fünf Männer vor Gericht – unter ihnen auch der bayerische NPD-Vize Sascha Roßmüller.
von  az
Handschlag vor Gericht: Sascha Roßmüller (r.) begrüßt seinen ebenfalls angeklagten Kollegen.
Handschlag vor Gericht: Sascha Roßmüller (r.) begrüßt seinen ebenfalls angeklagten Kollegen. © dpa

Regensburg – Breitschultrig und stark tätowiert sitzen gestern fünf Bandidos-Rocker in Regensburg auf der Anklagebank. Sie begrüßen sich mit Handschlag und Bussi. Und dann folgt vor allem eins: Schweigen.

Es geht um einen blutigen Angriff auf einen verfeindeten Motorradclub in Straubing. Unter anderem angeführt von dem Vorstandsmitglied der bayerischen NPD, Sascha Roßmüller, sollen Mitglieder des damaligen Motorradclubs Bandidos Regensburg ihre Rivalen in Straubing angegriffen und einige von ihnen schwer verletzt haben.

Dass es gestern beim Prozessauftakt zum großen Schweigen kommt, war zu erwarten. Alles andere wäre eine Überraschung gewesen: Der Ehrenkodex verbietet es Rockern, der Justiz zu helfen.

Auch die meisten Opfer der Attacke hatten kurz nach der Tat in der Nacht zum zweiten Weihnachtsfeiertag 2010 nichts gesagt. Der Präsident des angegriffenen Clubs MC Gremium Straubing hatte der Polizei lediglich erklärt, dass die Angreifer Lederkutten mit dem Emblem der Regensburger Bandidos getragen hatten.

Ein Polizeibeamter berichtete gestern von Zeugen, die die Angreifer zuvor beobachtet hatten. Demnach hatten sich die Rocker aus Regensburg, darunter auch das NPD-Mitglied Sascha Roßmüller, in einem Lokal aufgehalten, das sich direkt gegenüber der Stammkneipe des MC Gremiums befindet. Dabei hätten sie je einen Mann an der Eingangstür und an der Toilette postiert.

Die Regensburger setzen Tränengas und Messer ein

 

Dann sei das Kommando „Angriff“ erfolgt und die Regensburger seien aus dem Lokal gestürmt. Auf der Straße attackierten sie laut Anklage die verfeindeten Rocker mit Tränengas, Messern, Tritten und Schlägen.

Sascha Roßmüller, der zum Tatzeitpunkt Kassierer der Bandidos war, wird wenige Minuten nach der Attacke in einer Seitengasse nahe des Tatorts von der Polizei kontrolliert. Das Ermittlungsverfahren gegen ihn wird zunächst eingestellt. Erst nach einer Großrazzia gegen die Rockerszene im Herbst 2014 kommt er in U-Haft.

Der Straubinger wird in der U-Haft an die NPD-Spitze gewählt

 

Während er in Haft sitzt, wird er beim Landesparteitag der bayerischen NPD in den Vorstand gewählt. Seit diesem März ist der 42-Jährige aber wieder auf freiem Fuß.

Der Prozess wegen schweren Landfriedensbruchs in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung steht am Donnerstag unter hohen Sicherheitsvorkehrungen.

Das Gericht hat etwa ein Kuttenverbot verhängt. Zum Auftakt sind deutlich mehr bewaffnete Polizeibeamte im und vor dem Gerichtssaal als Rocker. Das Verfahren wird an diesem Montag fortgesetzt. Dann wird die Aussage des Kronzeugen der Anklage, dem damaligen Präsidenten des MC Bandidos Regensburg, erwartet. Ein Urteil könnte Ende September gesprochen werden.

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