Bandidos-Rocker packt aus

Ausgerechnet der ehemalige Chef der Regensburger Bandidos bricht nun den Ehrenkodex. In den Prozess um eine blutige Attacke auf einen rivalisierenden Club ist auch NPD-Vize Sascha Roßmüller verstrickt.
von  az
Der Angeklagte Sascha Roßmüller (r.), Vorstandsmitglied der bayerischen NPD, begrüßt im Landgericht Regensburg einen weiteren Angeklagten.
Der Angeklagte Sascha Roßmüller (r.), Vorstandsmitglied der bayerischen NPD, begrüßt im Landgericht Regensburg einen weiteren Angeklagten. © dpa

Regensburg - Blutige Fehden zwischen rivalisierenden Rockerbanden sind nicht selten. Dass ein hochrangiges Mitglied dazu Aussagen bei der Justiz macht, ist ungewöhnlich. Gestern hat sich ausgerechnet der ehemalige Präsident der Regensburger Bandidos in den Zeugenstand gewagt.

Angeklagt wegen Landfriedensbruch und Körperverletzung

Fünf Bandidos-Rocker müssen sich vor dem Landgericht Regensburg wegen Landfriedensbruch sowie gefährlicher Körperverletzung verantworten. Sie sollen in der Nacht zum zweiten Weihnachtsfeiertag 2010 in Straubing Mitglieder des dortigen Motorradclubs Gremium angegriffen und mit Messerstichen verletzt haben.

Weil man seine Ehefrau bedrohte, sagt er gegen seinen Exclub aus

Der Ehrenkodex des Rockerclubs verbiete es normalerweise, mit der Polizei zu sprechen, erläuterte der 47-Jährige vor dem Landgericht. Nachdem jedoch seine Frau bedroht worden sei, habe er sich entschlossen, mit der Staatsanwaltschaft über den Vorfall zu reden.

Dafür sei er in das Zeugenschutzprogramm gekommen und es seien ihm Zusagen für seinen eigenen Prozess gemacht worden. Er war im März 2014 wegen Diebstahls und diversen Drogendelikten zu vier Jahren Haft verurteilt worden.

Viel Erhellendes konnte der Kronzeuge jedoch nicht beitragen. Er selbst war bei der Attacke nicht dabei und will seine Informationen nur vom Hörensagen haben. Dabei habe er erfahren, dass der Überfall nicht geplant und auch nicht mit der obersten Führungsriege abgestimmt gewesen sei. „Wir hatten vereinbart, dass wir Gremium nicht angreifen, sondern nur provozieren.“ Der Kronzeuge bestätigte jedoch, dass einige Angeklagte - darunter auch das Vorstandsmitglied der bayerischen NPD, Sascha Roßmüller, - an der Attacke beteiligt gewesen seien.

Einige Kameraden hätten sich über Roßmüller geärgert, der nach dem Angriff zunächst verschwunden war, obwohl ein Bandido schwer verletzt worden war. „Er wurde sogar als Feigling bezeichnet“, sagte der Kronzeuge. Der Prozess wird morgen fortgesetzt. Ein Urteil wird eine September erwaret.

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