Ballon-Flucht nach Bayern: Trauer um Peter Strelzyk

Per Heißluftballon ist er der DDR entkommen – und in Oberfranken gelandet. Nun ist er mit 74 Jahren gestorben. Doch seine Geschichte fasziniert weiterhin.
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Familie Strelzyk 1979 (Peter Strelzyk, l., mit Frau und Kindern) mit dem Heißluftballon.
dpa/Museum Naila Familie Strelzyk 1979 (Peter Strelzyk, l., mit Frau und Kindern) mit dem Heißluftballon.

Naila - Durch eine abenteuerliche Ballonfahrt hat Peter Strelzyk einst den Todesstreifen überwunden. Mit seiner Frau, seinen Kindern und seinem Kompagnon Günter Wetzel entkam er so dem Schreckensregime im Osten Deutschlands und schwebte in ein neues Leben.

Damals, am 16. September 1979, landete der Thüringer in Bayern. Nun ist er gestorben – nach langer Krankheit mit 74 Jahren, wie die Direktorin des Berliner Mauermuseums, Alexandra Hildebrandt, gestern sagte. Über seinen Tod hatte zuerst die "Ostthüringer Zeitung" berichtet.

Der Flug mit dem Heißluftballon gehört zu den besonders spektakulären Fluchten über die damals massiv gesicherte innerdeutsche Grenze. Schon davor hatten Strelzyk, der damals 37 Jahre alt war, und sein Bekannter Günter Wetzel (damals 24) mehrere Versuche unternommen. Der Ballon wurde heimlich aus Regenschirmseide, Zeltnylon und Taftstoff zusammengenäht.

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In der Nacht zum 16. September glückte dann schließlich die Ballonfahrt in die Freiheit. Dazu stieg der Ballon mit seiner achtköpfigen Besatzung – Strelzyk mit Frau Doris und den beiden Kindern sowie die Familie Wetzel – in mehr als 2000 Meter Höhe und überwand den Todesstreifen.

Die beiden Familien haben sich zerstritten

Der Ballon aus den kunterbunten Stoffbahnen landete auf einer Wiese in der Nähe des oberfränkischen Naila – nur 300 Meter von einer Hochspannungsleitung entfernt. "Sind wir hier im Westen?" fragte einer der Reisenden zwei Polizisten, die die Flüchtlinge nachts entdeckten. "Natürlich, wo denn sonst?" fragten die entgeistert zurück, erinnert sich Günter Wetzel. Die abenteuerliche Flucht lieferte sogar den Stoff für den Hollywood-Film "Mit dem Wind nach Westen".

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Die Strelzyks ließen sich in Bayern nieder, kehrten aber nach der Wiedervereinigung nach Pößneck in Thüringen zurück. "Bereut haben wir die Flucht noch nie", hatte Peter Strelzyk 25 Jahre nach der Aktion gesagt. Die Familie Wetzel lebt bis heute im Freistaat – zwischen den beiden Familien ist der Kontakt jedoch abgebrochen. Wetzel wirft Strelzyk vor, die Idee zur Flucht und Konstruktion des Ballons zu sehr für sich allein reklamiert zu haben.

"Peter Strelzyk war ein sehr guter, herzlicher Mensch mit unbeschreiblichem Mut", sagte Museumschefin Hildebrandt. Es sei einmalig, was er vollbracht habe. "Er hat immer gesagt: ‚Wir sind nicht geflüchtet wegen der besseren Margarine - wir wollten, dass unsere Kinder in Freiheit aufwachsen‘." Den Ballon gibt es noch: im Heimatmuseum in Naila.

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