Bahngleis-Schubser: Opfer-Eltern kritisieren Anklage

Nürnberg (dpa/lby) - Im Prozess um die zwei am Nürnberger S-Bahnhof Frankenstadion getöteten Jugendlichen kritisieren die Eltern der Opfer die Staatsanwaltschaft. Die Anklage wegen Körperverletzung mit Todesfolge halten sie für verharmlosend. "Das hört sich nach einer Prügelei an, an deren Ende die Opfer versehentlich ins Gleisbett fallen", sagte der Vater eines der beiden getöteten Jungen den "Nürnberger Nachrichten" (Mittwoch).
Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth hat in dem Fall gegen zwei 17 Jahre alte Jugendliche Anklage wegen Körperverletzung mit Todesfolge erhoben. Von einem Tötungsvorsatz geht sie nicht aus. Den beiden Angeklagten sei "nicht nachzuweisen, dass sie beim Schubsen mit einem herannahenden und durchfahrenden Zug rechneten, der die gestürzten Personen erfassen würde". Mit der fahrplanmäßigen S-Bahn sei erst zehn Minuten später zu rechnen gewesen.
Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft haben die beiden Ende Januar nach einem abendlichen Discobesuch beim Warten auf die nächste S-Bahn einen vor ihnen stehenden Jugendlichen ins Gleis gestoßen. Wegen des dichten Gedränges am Bahnsteigrand sollen durch diesen Stoß insgesamt drei Jugendliche auf die Schienen gestürzt sein. Zwei von ihnen wurden kurz darauf von einem einfahrenden Zug überrollt und getötet. Zuvor soll es zu einer "tumultartigen körperlichen Auseinandersetzung zwischen mehreren Personen" gekommen sein. Bei Polizeivernehmungen hätten die beiden in U-Haft einsitzenden jungen Männer zwar eingeräumt, den Jugendlichen ins Gleis geschubst zu haben - aber keineswegs, um ihn zu töten.
"Die Jugendlichen standen doch nicht auf einer grünen Wiese. Sie warteten alle am Bahngleis auf eine S-Bahn - es war doch schon deshalb klar, dass jederzeit ein Zug ein- oder ausfährt", sagte ein Anwalt der Eltern der beiden getöteten 16-Jährigen aus Heroldsberg (Landkreis Erlangen-Höchstadt).