Bahn sieht große Zustimmung zu Neubautrasse im Inntal
Rosenheim (dpa/lby) - Die Deutsche Bahn sieht eine hohe Zustimmung zu einer neuen zweigleisigen Bahntrasse im Inntal Richtung Brenner. Bei einer repräsentativen Telefonumfrage im Auftrag der Bahn sprachen sich 59 Prozent der Menschen für einen Neubau aus, 28 Prozent waren dagegen, wie die Bahn am Mittwoch in Rosenheim mitteilte. Das Meinungsforschungsinstitut Forsa hatte vom 30. September bis 23. Oktober rund 1500 Menschen in dem Gebiet um Rosenheim sowie im bayerischen und im Tiroler Inntal befragt.
Dabei gibt es starke Unterschiede auf deutscher und österreichischer Seite: In Tirol sind 84 Prozent für den Neubau und 6 Prozent dagegen. Auf deutscher Seite sind 55 Prozent dafür und 31 Prozent dagegen.
Bei einer ersten Befragung im Vorjahr hatten sich auf deutscher Seite 75 Prozent für einen Eisenbahnausbau ausgesprochen. Allerdings hat die Bahn die Frage modifiziert und - nach Kritik der Gegner - nicht mehr nur nach einem Ausbau, sondern konkret nach einem Neubau gefragt. Denn Gegner und Bahn streiten genau darum, ob ein Ausbau der bestehenden Strecke reicht oder ein Neubau nötig ist.
"Die mehrheitlich positive Grundstimmung in Bezug auf das Planungsprojekt ist weiterhin eine Bestätigung", sagte DB-Projektleiter Matthias Neumaier. Die Zustimmung zum Gesamtprojekt sei im Vergleich zur Ablehnung doppelt so groß, ergänzte ein Bahnsprecher. "Das ist in diesem Stadium ein sehr guter Wert." Nicht zuletzt aufgrund der geänderten Fragestellung habe die Bahn erwartet, dass die Zustimmungswerte dieses Mal geringer sein würden wie zuvor. Hinzu komme, dass die Konkretisierung des Projekts durch die inzwischen vorgelegten möglichen Streckenvarianten für die Bürger nun stärker als damals ihre persönliche Betroffenheit greifbar machten.
Die Meinungsforscher hatten zuerst nach der Belastung durch den Lastwagenverkehr gefragt, und dann, ob sich hier etwas ändern solle - was wenig überraschend mit 87 Prozent erneut hohe Zustimmung fand. Beim Bahnausbau bleibt das wichtigste Thema für die Bürger der Lärmschutz, gefolgt von Natur- und Artenschutz.
Besser geworden ist die Kommunikation. Bei der ersten Befragung kannten 17 Prozent das Projekt nicht, nun waren es 13 Prozent. 58 Prozent wünschen mehr Informationen, damals waren es 69 Prozent.
Bürgerinitiativen kritisieren das Neubauprojekt als Milliardengrab. Sie halten den Ausbau für unnötig, warnen vor Folgen für die Umwelt und fürchten noch mehr Verkehr vor ihrer Haustüre.
Die neue Strecke soll die Schienen-Kapazitäten zum künftigen Brenner-Basistunnel erweitern, an dem in Österreich und Italien gebaut wird. Er soll ab etwa 2028 mehr Güter auf die Schiene bringen und die Brennerroute vom Lkw-Verkehr entlasten. Nicht zuletzt Tirol macht Druck, dass in Deutschland der Ausbau vorankommt.
Die Bahn will bis Ende 2020 den Vorschlag für die endgültige Trasse vorstellen. Dann muss die Politik über die Umsetzung entscheiden; bisher hat die Bahn einen Planungsauftrag. Frühestens bis Ende der 2030er Jahre könnte nach Bahnschätzung die Neubaustrecke in Deutschland fertig sein. Bis dahin reichten die bestehenden Gleise, die dafür modernisiert und mit weiterem Lärmschutz versehen werden.
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