Bahn oder BOB? Das ist die Frage

Die Bayerische Oberlandbahn boomt: 15000 Fahrgäste pro Tag düsen damit nach München. Die Deutsche Bahn würde die Strecke gern haben.
von  Abendzeitung
Die Erfolgsgeschichte der Oberlandbahn hat Begehrlichkeiten geweckt.
Die Erfolgsgeschichte der Oberlandbahn hat Begehrlichkeiten geweckt. © Rudolf Huber

Die Bayerische Oberlandbahn boomt: 15000 Fahrgäste pro Tag düsen damit nach München. Die Deutsche Bahn würde die Strecke gern haben.

MÜNCHEN/HOLZKIRCHEN Heino Seeger ist Eisenbahner mit Leib und Seele. Mit der Deutschen Bahn (DB) hat er aber eher wenig am Hut: Seeger ist Chef der Bayerischen Oberlandbahn (BOB), die von München aus nach Bayrischzell, Tegernsee und Lenggries fährt. Nach mühseligem Start hat sich die BOB unter Seegers Ägide zur Erfolgsgeschichte entwickelt. Doch 2011 wird zum Schicksalsjahr des Unternehmens: Heuer entscheidet sich, ob die BOB ausgeschrieben wird – und möglicherweise die DB den Zuschlag bekommt.

13 Jahre gilt der Vertrag zwischen der BOB und der bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG). Dann müssen sich die BOB-Mutter Veolia und andere Eisenbahnen wieder um die Strecken bewerben – eigentlich. Denn gesetzlich vorgeschrieben ist das Ausschreibungsverfahren nicht, glaubt Heino Seeger. BEG-Chef Fritz Czeschka ist zwar durchaus mit der BOB zufrieden („Die machen eine sehr gute Leistung"), aber gegenteiliger Meinung. Ministerpräsident Horst Seehofer hat sich gegen eine Ausschreibung ausgesprochen.

„Wir hoffen, dass die BOB nicht ausgeschrieben wird“, sagt Seeger. Verständlich: Die Erfolgsgeschichte der Oberlandbahn hat Begehrlichkeiten geweckt. Die DB möchte sie sich nur zu gern „unter den Nagel reißen“, wie es Insider ausdrücken. Um so mehr, als ihr erst Ende 2010 eine Nachbarstrecke abhanden gekommen ist: Die Verbindung Holzkirchen-Rosenheim wird künftig von der Veolia bedient. Ein herber Schlag für die Deutsche Bahn.

Unterstützung im Oberland ist der BOB sicher. Landräte und Bürgermeister sind für eine Weiterführung. Auch die Fahrgäste stimmen jeden Tag pro BOB: Ursprünglich auf 5000 ausgelegt, sind’s jetzt pro Tag zum Teil mehr als 15000. „Die Tendenz ist nach wie vor steigend“, versichert Seeger.

Der Erfolg – und zum Teil arg überfüllte Züge – machen eine langfristige Ausbau-Strategie nötig. Der BOB-Chef hat längst die nötigen Modelle parat: Zusätzliche Ausweich-Bahnhöfe, um mehr Züge gleichzeitig auf die Strecke zu bringen. Für besonders wichtig hält er die – relativ preiswerte – Elektrifizierung der Strecke nach Bayrischzell. Denn die würde einen echten Befreiungsschlag für die BOB bedeuten: Die bekannten Diesel-Integrale würden weiterhin nach Tegernsee und Lenggries fahren. Und neue, schnell teilbare E-Züge könnten die Strecken nach Bayrischzell und Rosenheim bedienen – und in Holzkirchen getrennt und zusammengefügt werden.

Ziel: Ein Halb-Stunden-Takt in der Hauptverkehrszeit. Die Vision: „22000 Passagiere pro Tag – und mehr“, so Heino Seeger.

Rudolf Huber

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