Bahn-Chaos: Jeder zweite Zug fällt aus

Ausgerechnet über Weihnachten muss die Bahn reihenweise ICEs wegen Frost aus dem Verkehr ziehen. Ein Sprecher überlegt laut, Reisende könnten auch über Stuttgart nach Berlin fahren.
von  Abendzeitung
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FRANKFURT/MAIN - Ausgerechnet über Weihnachten muss die Bahn reihenweise ICEs wegen Frost aus dem Verkehr ziehen. Ein Sprecher überlegt laut, Reisende könnten auch über Stuttgart nach Berlin fahren.

Muss das ausgerechnet jetzt sein, stöhnen die Bahnkunden. Einen Tag vor Heiligabend, wenn alle heim zu ihren Familien fahren wollen, lässt die Bahn auf der Strecke München – Nürnberg – Leipzig – Berlin jeden zweiten Zug ausfallen.

Bei den Minusgraden der letzten Tage sind die Züge „reihenweise kaputtgegangen“, sagt Bahnsprecher Jörg Böhnisch. Sie seien nicht für „sibirische Temperaturen“ gebaut.

Am Dienstag fiel die Entscheidung

Ausgerechnet jetzt müssen sie gewartet werden – an Weihnachten? „Wenn wir eine Möglichkeit gehabt hätten, hätten wir das anders gemacht“, sagt Bahnsprecher Franz Lindemair zur AZ. „Wir haben schon jetzt eine Reihe von Zügen, die stark überbesetzt sind, und das ist auch für uns sehr ärgerlich.“

Am Dienstag hatten die Bahn-Chefs entschieden, dass die Züge vom Gleis genommen werden müssen. Von Mittwoch bis Sonntag. Es trifft die ICE-Ts – also 70 ICEs mit Neigetechnik, die wegen Achsproblemen ohnehin nie funktionierte und bei Fahrten ausgeschaltet ist. Jetzt geht erst einmal nichts mehr für die T-Baureihe. Trockener Pulverschnee flutsche durch die Lüftungsgitter in die Fahrzeuge und könne die elektrischen Bauteile schädigen, sagt Böhnisch. Züge, die die T-Reihe ersetzen könnten, hat die Bahn nicht: Wegen der Hauptreisezeit ist alles im Einsatz, was fahren kann.

Es trifft die Linie München – Berlin, weil sie die dichteste Taktung hat. Statt stündlich fahren die Züge dort jetzt alle zwei Stunden. Eine Reservierung für eine ausgefallene Verbindung? „Wird natürlich erstattet“, sagt Lindemair. Hilft aber nicht weiter. „Ich würde empfehlen, im Internet zu schauen, ob mein Zug wirklich fährt – wenn nicht, nach einer Alternative suchen.“

„Nicht die ideale Lösung"

Eine Alternative von München aus ist zum Beispiel die Verbindung München – Würzburg – Kassel – Berlin. Nachteil: Die Fahrt dauert eine Stunde länger als die über Nürnberg. Vorteil: Hier kann man sich vielleicht noch einen Sitzplatz reservieren. „Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie sonst stehen müssen, ist groß“, sagt Lindemair. Er schlägt sogar vor, die Verbindung über Stuttgart in Betracht zu ziehen – hier dauert die Fahrt zwei bis drei Stunden länger. „Nicht die ideale Lösung“ sei das, gibt er zu.

Auch dass die Bahn als Entschädigung für den lästigen Zwei-Stunden-Takt auf der Leipzig-Strecke Doppelzüge einsetzt, wie gestern vermeldet wurde, ist nicht sicher. „Natürlich versuchen wir das“, sagt Lindemair.

Fahrgäste, die erst eine Stunde später als geplant reisen können, erhalten von der Bahn 25 Prozent des Fahrpreises zurück. Bei zwei Stunden Verspätung werden 50 Prozent erstattet. Wer von der Reise zurücktritt, weil sein Zug nicht wie geplant fährt, bekommt den vollen Fahrpreis.

Laura Kaufmann

Ob Ihr Zug fährt, erfahren Sie unter der kostenpflichtigen Service-Nummer 01805 – 996633 oder online

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