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Bärendienst einer Bärin

Der Landtagskorrespondent über die Kabinettsentscheidung zu den großen Beutegreifern.
Ralf Müller |
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Ein Tier, das auch gefährlich werden kann: der Bär.
Ein Tier, das auch gefährlich werden kann: der Bär. © imago

Der gesamten Raubtierfauna Europas einen Bärendienst erwies die Bärin "JJ4", die kürzlich im norditalienischen Trentino einen Jogger tötete. Jetzt ist sie wieder da, die Urangst vor Wolf und Bär und Politiker können damit spielen, auch wenn seit unvordenklichen Zeiten in Europa kein Mensch mehr von Wolf oder Bär getötet wurde. Ein Fall ist eben ein Fall zu viel.

Große Beutegreifer sind beliebtes Wahlkampfthema

"JJ4" hat den Artenschutz von heute auf morgen in arge Bedrängnis gebracht. Schon spannen überall jene Freizeitjäger den Hahn ihrer Flinten, die schon immer der Ansicht waren, dass Wolf und Bär in dem Zustand der letzten 100 Jahre verbleiben sollten, nämlich ausgerottet. In dem Bemühen, es wenige Monate vor der Landtagswahl vermeintlichen Mehrheiten recht zu machen, nimmt nun auch die bayerische Staatsregierung die großen Beutegreifer ins Visier.

Der Landtagskorrespondent Ralf Müller.
Der Landtagskorrespondent Ralf Müller.

CSU will kurzen Prozess für Bayerns Wölfe und Bären

Künftig, so Ministerpräsident Markus Söder (CSU) soll nicht mehr so lange gefackelt werden, wenn sich Wölfe an Nutztieren gütlich tun. Einen Schuldnachweis in Form einer DNA-Analyse und eine Verdächtigensuche nach Art von "XY ungelöst" soll es in diesen Fällen nicht mehr geben, sondern sozusagen kurzen Prozess. Und dann machte Söder auch noch ordentlich Angst vor dem bösen Wolf: Eine "Rudelbildung" stehe "unmittelbar bevor" und wenn das geschieht, dann werde es echt gefährlich.

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Die Zahlen kennt Söder wahrscheinlich, aber er nennt sie nicht: Nach den aktuellsten vorliegenden Sichtungen gibt es im flächenmäßig größten Bundesland gerade einmal 23 Wölfe, die sich vorwiegend in den dünn besiedelten Räumen Ostbayerns aufhalten. Von Zwischenfällen ist nichts bekannt geworden. Aber Urängste zu wecken, um diesen dann mannhaft entgegen zu treten, funktioniert nach wie vor, auch und besonders in Wahlkampfzeiten.

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  • Gegen Landschaftszersiedelung am 21.04.2023 00:16 Uhr / Bewertung:

    Warum wurden wohl die letzten Bären in den Alpen vor über 100 Jahren abgeschossen und ausgerottet? Weil sie eine tödliche Gefahr für die Menschen und Tiere in ihren Bergalmen waren! Eine Verharmlosung des Verhältnisses Mensch und bestialischer Allesfresser, ist völlig fehl am Platz!

  • Der wahre tscharlie am 19.04.2023 18:32 Uhr / Bewertung:

    Genau so sehe ich das auch. Neues Thema für Söder/Aiwanger. "Bruno" läßt grüßen. Keine Diskussionen mehr, einfach abschießen. Den Bär natürlich.
    Den Menschen das Betreten der Revier zu untersagen, darauf kommt die Politik anscheinend nicht.
    Der Mensch bedroht den Bär mit seiner Anwesenheit, nicht umgekehrt.

  • Wolff am 19.04.2023 11:57 Uhr / Bewertung:

    "Der gesamten Raubtierfauna Europas einen Bärendienst erwies die Bärin "JJ4", die kürzlich im norditalienischen Trentino einen Jogger tötete."

    Seltsamer Ansatz - ganz sicher hat die Bärin ordentlich lange über diese Frage nachgedacht, bevor sie sich ihren Instinkten entsprechend verhalten hat...

    Aber so ist der Mensch - hier das Schnitzel verbieten, dort die Haie, Wölfe, Bären usw. töten... Für Wildtierschutz in Asien, Afrika usw. trommeln und hier selbst die unliebigen Wildtiere abknallen.

    Wenn der Mensch sich überall breit machen muss, muss er halt auch mit den Konsequenzen leben. Bei anderen "Alltagsrisiken" geht das ja schließlich auch.

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