Bär wird in Österreich von Zug erfasst: War es das Tier aus dem Chiemgau?

Im Bundesland Salzburg lag ein toter Bär auf den Gleisen. Auch im Allgäu wurde ein Raubtier gesichtet. Immer drängender stellt sich die Frage: Wie viele Bären treiben sich derzeit eigentlich in Bayern herum?
von  Heidi Geyer
Ein toter Braunbär auf einer Bahnstrecke in Salzburg: Vermutlich wurde das Tier von einem Zug erfasst.
Ein toter Braunbär auf einer Bahnstrecke in Salzburg: Vermutlich wurde das Tier von einem Zug erfasst. © dpa

Salzburg/Sonthofen - In der Debatte um Bären und Wölfe heißt es oft, dass auch die Tiere nichts von einer Wiederansiedlung in unseren Breiten hätten: zu viel Besiedelung, zu wenig Rückzugsorte. Wer dieser These folgen will, hat nun ein weiteres Argument bekommen.

Denn ein Braunbär ist im österreichischen Bundesland Salzburg auf einer Bahnstrecke getötet worden. Das Tier wurde am Dienstagmorgen in der Nähe von Schwarzach im Pongau von einem Zug erfasst, wie die Landesverwaltung mitteilte.

Nach DNA-Proben gibt es Klarheit über die Herkunft des Bären

Nachdem zwei Lokführer der Polizei einen toten Bären auf den Gleisen gemeldet hatten, machte sich der Salzburger Landesexperte für Bären und Wölfe Hubert Stock zu der Unfallstelle auf, um DNA-Proben zu nehmen. Nun soll geklärt werden, woher das Tier kommt. Stock sagte der AZ, dass das Tier rund 100 Kilogramm wiege, "ein durchschnittliches Gewicht für einen ausgewachsenen europäischen Braunbären".

Dem Bären wurde beim Zusammenstoß mit dem Zug die linke Hinterpranke abgetrennt, zudem hatte er schwere Kopfverletzungen. Das Tier soll nach der Obduktion präpariert werden. Der ausgestopfte Bär könnte dann für Schulungszwecke in der Jagdausbildung Verwendung finden, hieß es.

Salzburg: Ist das Zugopfer der bayerische Bär?

Handelt es sich um den Bären, der vor gut zwei Wochen in Siegsdorf im Landkreis Traunstein und einen Tag später in Schneizlreuth im Landkreis Berchtesgadener Land von Wildtierkameras erfasst wurde? Noch ist das völlig unklar.

Auch, weil von dem "bayerischen Bären" keine DNA vorliegt. Möglicherweise halten sich mehrere Bären in der Grenzregion auf. Denn am Wochenende war in Großgmain und Grödig nahe der Grenze von Salzburg zu Bayern ein Tier gesichtet worden.

Neue Bärenspuren im Landkreis Traunstein entdeckt

Zeitgleich wurden auch mutmaßliche Bärenspuren in der Nähe der Vorderalm im Hochgernmassiv in Staudach-Egerndach (Landkreis Traunstein) gefunden, wie die AZ erfahren hat. Diese sind jedoch von offizieller Seite noch nicht bestätigt.

Die Fotos der Spuren, die der AZ vorliegen, zeigen Abdrücke von großen Pranken. Hinzu kommen Bärennachweise im Mangfallgebirge in Rosenheim sowie in Saalbach-Hinterglemm in Salzburg. Stock vermutet, dass es sich bei dem toten Bären um letzteren handeln könnte.

Sichtung im Oberallgäu: Immer öfter Spuren von Bären in den Alpen 

Zudem wurde nun auch im Landkreis Oberallgäu ein Bär gesichtet. Im Hintersteiner Tal bei Bad Hindelang war das Tier am Montag von mehreren Menschen beobachtet und fotografiert worden, bevor es sich zurückzog.

Das Landesamt für Umwelt (LfU) hat inzwischen ebenfalls bestätigt, dass es sich um einen Bären handelt. Womöglich ist es das Tier, das im österreichischen Lechtal im April unterwegs war.

Zuletzt war 2019 ein Bär durch eine "Losung", wie der Kothaufen in der Fachsprache heißt, im Allgäu nachgewiesen worden.

Kritisch sieht Landrätin Indra Baier-Müller (Freie Wähler) den neuen Mitbewohner: "Wir hoffen, dass diese Tiere jetzt nicht dauerhaft sich in diesem Tal niederlassen oder auch in einem anderen Teil des Oberallgäus." Sie fürchtet Konflikte zwischen Bären und Menschen.

Wegen Konflikten zwischen Mensch und Bär: Landrätin schlägt Alpen-Netzwerk vor

Deswegen schlug die Landrätin ein sogenanntes Alpen-Netzwerk vor, um einen effektiveren Umgang mit den Bären zu finden.

Dafür sollen sich Kommunen, alpwirtschaftliche Agrarverbände und auch Experten aus dem österreichischen Tirol sowie dem Trentino in Norditalien zusammensetzen. Das sollte dann in enger Abstimmung mit den Ministerien geschehen, sagte Baier-Müller.

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