Bär und Wolf in Bayern: "Keine Möglichkeiten mehr, sinnvoll einzugreifen"

Ein Braunbär bringt Unruhe ins Inntal und den Chiemgau. Almwirte laufen Sturm, Politiker nutzen das Tier im Wahlkampf. Und auch um Wölfe gibt es Streit.
von  Heidi Geyer
Klick hat die Wildtierkamera gemacht in der Nähe von Siegsdorf im Kreis Traunstein. Heute ist das Tier tot – ein Zug hat es überfahren.
Klick hat die Wildtierkamera gemacht in der Nähe von Siegsdorf im Kreis Traunstein. Heute ist das Tier tot – ein Zug hat es überfahren. © Foto: privat

Inntal/Chiemgau - Erst fand man Tatzenspuren im Landkreis Miesbach, schließlich riss er auf einer Alm im Landkreis Rosenheim Schafe: Ein Braunbär war im April in der Region unterwegs. Als sogenannter Problembär hat er sich aber nicht erwiesen. Doch nach dem Tod eines Joggers, den ein Bär im italienischen Trentino attackiert hat, sind die Sorgen groß.

Als kurze Zeit später auch noch ein Wolf auf derselben Alm in der Nähe des Bichler Sees bei Oberaudorf Tiere reißt, sehen viele Bauern rot.

Ein Bär kommt nach Bayern – und die Polit-Prominenz an den Bichler See

Die bayerischen Politiker laufen sich schon für den Landtagswahlkampf warm und lassen es sich nicht nehmen, auf die Alm zu kommen. Selbst Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erscheint. "Wenn wir jetzt nicht aufpassen, dann haben wir die Entwicklung, dass wir in den nächsten Jahren keine Möglichkeiten mehr haben, sinnvoll einzugreifen", sagt Söder. In Brüssel und in Berlin müsse in Sachen Wolf "endlich umgedacht werden".

Denn für die Almwirte ist die Rückkehr von Bär und Wolf existenzbedrohend. Dort können sie ihre Tiere nicht entsprechend schützen - zu unwegsam sei das Gelände. Viele Bauern bezweifeln auch, dass der Wolf überhaupt vom Aussterben bedroht sei. Ganz anders sehen das freilich die Naturschützer und verweisen auf Schutzzäune, Hirten und Herdenschutzhunde. Uwe Friedel ist beim Bund Naturschutz (BN) in Bayern Experte für Wolf und Bär. Die Sorge der Menschen vor einer Begegnung mit einem Braunbären kann er nachvollziehen – letztlich sei die Zecke beim Wandern jedoch die viel größere Gefahr.

Der Bär zieht durch ganz Oberbayern

Der Oberaudorfer Bär wandert jedenfalls einmal durchs Voralpenland. In Siegsdorf im Landkreis Traunstein tappt er in eine Fotofalle, außerdem entdeckt ein Mann Spuren im Wald hinter seinem Haus bei seinen Bienenstöcken. Wenige Tage später wird das Tier noch mal in einer Wildtierkamera aufgenommen, es kommt auch zu Rissen an zwei Schafen.

In Grödig im österreichischen Bundesland Salzburg wird das Tier nahe des Wertstoffhofs gesehen. Und schließlich stirbt der Bär ausgerechnet durch eine Kollision mit einem Zug in Schwarzach im Pongau am 23. Mai.

Die bayerische Staatsregierung macht nun Druck beim Thema Wolf: Sie beschließt eine Verordnung, nach der ab 1. Mai "Problemwölfe" schneller entnommen, das heißt abgeschossen, werden dürfen. Nur verletzt diese Richtlinie EU-Recht, nachdem der Wolf stark geschützt ist. Die CSU und die Freien Wähler stören sich nicht daran. Denn der Buhmann sind in dem Fall die Naturschutzorganisationen, die wie der Bund Naturschutz vor Gericht gehen werden.

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