Bader verspricht: „Ich habe noch viel vor in Nürnberg!“

Der Club-Manager über die sportliche Lage, das Angebot aus Hannover – und seine Pläne
von  Abendzeitung
Der 41-Jährige beweist mit seinem detaillierten Vorgehen, dass nicht nur Ex-Profis am Manager-Schreibtisch gute Arbeit leisten
Der 41-Jährige beweist mit seinem detaillierten Vorgehen, dass nicht nur Ex-Profis am Manager-Schreibtisch gute Arbeit leisten © bayernpress

Der Club-Manager über die sportliche Lage, das Angebot aus Hannover – und seine Pläne

AZ: Der Club marschiert scheinbar unaufhaltsam, die Aufstiegskonkurrenz schwächelt mehr oder weniger seit Wochen – verspüren Sie so etwas wie Schadenfreude?

MARTIN BADER: Nein, überhaupt nicht. Was andere Vereine machen, interessiert uns nicht. Es steht uns auch nicht zu, deren Situation zu beurteilen. Ich verbitte mir ja auch, dass sich jemand in unsere Angelegenheiten einmischt. Fakt ist: Wir müssen unsere Hausaufgaben erledigen, um unser Ziel zu erreichen.

Und, geben Sie es bitte zu, dabei bemühen Sie auch den Rechenschieber...

Gut, ich gestehe. Natürlich rechnen wir, Trainer Michael Oenning, ich und viele andere, schon die ganze Zeit die Saison hoch.

Ergebnis?

Die Erfahrung zeigt: Zum Aufstieg, respektive Relegationsplatz drei, sind 60 Punkte plus nötig. 25 Zähler nach der Vorrunde hießen in der Winterpause, dass wir noch mindestens 35 holen müssen.

"Durch die Zuschauereinnahmen werden wir ganz sicher nicht unsterblich reich"

Verglichen mit 13 Punkten aus den ersten zehn Spielen der Vorrunde konnten bis jetzt acht Punkte gut gemacht werden. Der Sieg in Oberhausen hat den Club also nicht vorangebracht.

So kurios bis aberwitzig es klingt, das stimmt. Weil wir gegen Oberhausen ja auch im Herbst gewonnen haben. Aber gegen St. Pauli, unseren nächsten Gegner, der uns 1:0 besiegt hat, haben wir wieder eine gute Möglichkeit, Punkte aufzuholen.

Durch die Zuschauereinnahmen werden wir ganz sicher nicht unsterblich reich. Aber wir können damit auch unseren Etat ausgleichen. Tatsache ist, dass wir uns einen sehr teuren Kader geleistet haben.

Außerdem mussten nach dem blamablen Abstieg 2008 eigentlich unverzichtbare Projekte auf Halde gelegt werden. Stichworte: Funktionsgebäude, Mini-Stadion.

Diese Dinge haben wir aber nicht schleifen lassen, sondern weiter verfolgt. Wir investieren aktuell zwei Millionen Euro in die Nachwuchsarbeit. Da ist es kein Zufall, dass unsere zweite Mannschaft in der Regionalliga vorne dabei ist, die A-Junioren hoffentlich in die Bundesliga aufsteigen, wo unsere B-Junioren bereits ein gute Rolle spielen. Finanziell, und dabei helfen uns die Zuschauereinnahmen sehr, waren die angesprochenen Projekte bis jetzt nicht zu verwirklichen. Sollten wir ein weiteres Jahr zweite Liga spielen müssen, dann könnte ich mir vorstellen, trotzdem zumindest das Funktionsgebäude in leicht abgespeckter Form zu verwirklichen.

Sind Sie bei der Verwirklichung denn noch dabei – oder arbeiten Sie dann schon für Hannover 96?

Ein Angebot ist ein nicht ausgesprochenes Ding, mit dem ich mich auch nicht ansatzweise beschäftige. Denn: Ich habe neben dem sportlichen Tagesgeschäft noch sehr viel vor in Nürnberg. Siehe Funktionsgebäude, siehe Mini-Stadion, siehe Satzungsänderung für 2010.

Für diesen Zeitpunkt hat Präsident Michael A. Roth seinen Rücktritt bei der letzten Hauptversammlung angekündigt.

Er hat unglaublich viel für unseren Club getan. Andererseits sind Profivereine nicht mehr nur nach Feierabend oder an Wochenenden zu führen, wenn man wettbewerbsfähig bleiben will. In der Summe, und da spreche ich die Infrastruktur an, ist unsere Substanz nicht so dicht wie bei anderen Vereinen. Vielleicht sind die ständigen Auf- und Abstiege auch deshalb kein Zufall. Geschäfts- und Pressestelle, Fanbetreuung, Merchandising, Profi- und Nachwuchsbereich sowie unser Vermarkter Sportfive – alle sind an einem anderen Ort untergebracht. Das führt automatisch zu Reibungsverlusten. Selbst ein VfL Bochum ist uns in diesem Punkt schon voraus.

Zurück zum Sportlichen: Sie wurden dafür belächelt, dass der Aufstieg vor allem über eine stabile Defensive führt. Die aktuelle Zu–Null-Serie scheint dies zu belegen.

Wer hinten gut steht, der wird auch belohnt werden. Davon bin ich überzeugt. Die Fakten sind nicht von der Hand zu weisen. Auch ohne unseren leider erneut verletzten Kapitän Andy Wolf steht die Abwehr mit den Jungen. Diekmeier, Maroh, Reinartz, sie alle machen einen tollen Job im defensiven Bereich. Und da helfen uns natürlich auch Torhüter Schäfer und Pinola, egal ob links oder in der Innenverteidigung.

"Diese Mannschaft braucht keine Aufstiegsprämie"

Maroh & Co. – reicht das auch im Oberhaus?

In der Bundesliga würden wir sicher auf Augenhöhe mit Bielefeld, Cottbus, Gladbach, Bochum stehen. Im ersten Jahr kann nur der Nichtabstieg das Ziel sein. Wir werden uns punktuell verstärken, müssen aber auch abwarten, was mit dem an Leverkusen ausgeliehenen Charisteas wird. Ich werde Maroh & Co., auch einem Frantz, denen also, die uns nachweislich stark machen, garantiert niemanden vor die Nase setzen.

Mussten Sie die Profis mit einer Aufstiegsprämie ködern?

Grundsätzlich braucht diese Mannschaft keine Prämie. Für den Fall, dass wir unser Ziel erreichen, besitzt jeder Einzelne gut dotierte Erstliga-Verträge. Allein deswegen müssten alle marschieren. Möglicherweise lassen wir uns ganz am Schluss noch irgendetwas einfallen!

Dafür aber einen neuen FCN-Briefkopf, wenn der Aufstieg als Zweitliga-Meister gelingt? Schließlich gibt es erstmals eine Trophäe. Und: Der Club wäre mit vier „Titeln“ seit 1982 Rekord-Meister im Unterhaus vor dem VfL Bochum.

Das wäre kein Ruhmesblatt. Der Aufstieg, egal wie, wäre nur die Korrektur der letzten Saison. Stolz bin ich nicht auf Rekorde, sondern dass wir die besten Fans haben, auf die wir uns auch in schlechten Zeiten verlassen können.

Interview: Markus Löser

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.