Bad Tölz trauert: "Schade um die Mama"

Wie die Stadt nach dem Tod von Ruth Drexel mit dem Ende des "Bullen von Tölz" zurechtkommt. Ein Besuch an den Schauplätzen der Fernsehserie, die nun eingestellt wird.
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Barbara Keler legt eine Rose zu der Biographie von Ruth Drexel.
Petra Schramek Barbara Keler legt eine Rose zu der Biographie von Ruth Drexel.

BAD TÖLZ - Wie die Stadt nach dem Tod von Ruth Drexel mit dem Ende des "Bullen von Tölz" zurechtkommt. Ein Besuch an den Schauplätzen der Fernsehserie, die nun eingestellt wird.

Das Filmplakat des stadteigenen Serienhelden hängt hoch an der Wand, schräg über dem Kopf der Dame an der Tourismusinformation. Seit dem Tod von Ruth Drexel hat noch niemand nach den Schauplätzen des „Bullen von Tölz“ gefragt.

„Wo ist denn das Haus von der Resi?“, wollten die Touristen meistens wissen. Das aber steht in Irschenhausen bei Icking, eine gute Dreiviertelstunde weg von Bad Tölz.

An der Fußgängerzone von Tölz reiht sich ein pastellfarbenes Haus an das andere. Die meisten Fassaden sind wieder und wieder im Fernsehen gewesen, schließlich verschwand der Bulle in einem der Eingänge in seinem Büro. Eigentlich führt dieser Eingang zum Ratskeller – vorbei an dem Trachtenladen, in dem Marianne Bleninger arbeitet.

In Bad Tölz ist der Bulle Teil des Heimatgefühls

„Ich habe sogar mal als Statist mitgespielt“, erzählt sie. Wenn vor dem vermeintlichen Präsidium gedreht wurde, war damit der Zugang zum Laden versperrt. Aber das hat sie nicht gestört, das hat man eben in Kauf genommen. In Bad Tölz ist der Bulle Teil des Heimatgefühls. „Der Ort hat sehr gewonnen durch die Serie“, sagt Marianne Bleninger“, und ihre Meinung teilen die meisten Tölzer.

Und vor sehr langer Zeit fand sich gegenüber ihres Trachtenladens tatsächlich einmal die Stadtpolizei. „Da bin ich noch in den Kindergarten gegangen“, erinnert sich Barbara Keler. Heute arbeitet die 43-Jährige im Heimatmuseumsladen. Gerade hat sie eine Mitarbeiterin geschickt, eine rote Rose holen. Für die Ruth. Das muss sein.

„Das ganze Team war ja immer hier“, sagt sie, „hinten in den Ausstellungsräumen haben sie ihre Maske gemacht.“ Drexels Tod macht sie traurig. „Eine sehr resolute Frau, absolut professionell und dabei sehr bescheiden“, meint Keler.

"Bad Tölz wird so etwas wie eine Kultstätte werden"

Drei-, viermal am Tag kommen Leute ins Museum und fragen nach der Serie, den Schauplätzen, und – natürlich – nach dem Haus von der Resi. „Schade um die Mama,“ sagt Keler.

Im Fernsehen ist sie immer hängengeblieben, wenn die Serie lief. Weil’s die Heimat ist. „ich glaube nicht, dass jetzt weniger Leute nach Bad Tölz kommen“, sagt sie. „Die Serie wird noch so oft wiederholt werden, Bad Tölz wird so etwas wie eine Kultstätte werden.“

Wolfi, einst eine Institution in der Stadt, verkaufte lange Zeit sogar „Bullenknacker“ in seiner Metzgerei. Mit Ottfried Fischer ist er seit Jahren befreundet. Aber Wolfi ist nach einem schweren Unfall vor elf Jahren, dem 21 Operationen folgten, arbeitsunfähig.

Von der florierenden Metzgerei, die immer wieder zum Schauplatz für den „Bullen von Tölz“ wurde, ist jetzt nur noch eine Wurstküche übrig. Dreimal die Woche bringt er noch einfache Fleischgerichte für seine Stammgäste auf den Tisch. Zwei einfache Bierbänke dienen als Tische, als Schmuck dient ein lebensgroßer Otti-Fischer-Aufsteller. „Den hat er mir mal geschenkt“, sagt Wolfi. An seinem Stammtisch entstand die Erfolgsserie zu großen Teilen, hier hat Benno Berghammer seinen Namen erhalten.

„Ich vermisse die alten Zeiten“

Bei der 50stsen Folge waren wir noch alle beieinand’“, sagt er leise. „Die 25ste haben wir bei mir im Laden gedreht.“ Wolfi hat auch das Catering für das Filmteam gemacht, bis an den Ammersee, wenn’s sein musste. Er war von Anfang an dabei. Fischer hat jeden Tag bei ihm gegessen, Weißwürste, Leberkas, immer ein Wasser dazu. „Ich vermisse die alten Zeiten“, sagt Wolfi und humpelt zurück in die Küche, Würstel wenden.

Den Weg zum Haus von der Resi kann der Parkplatzwächter ohne zu zögern beschreiben. Nach endlosen Schlängelwegen über verschneite Landstraßen erreicht man das 400 Jahre alte Hollerhaus, in Irschenberg, inmitten von anderen uralten Bauernhöfen. Auf den Klingelschildern steht „Berghammer“ und „Pension“. Es wirkt verlassen, schließlich öffnet doch noch ein blonder Mittzwanziger.

Er wohne erst seit zwei Monaten hier, sagt er überrascht, den Bullen hätte er nie gesehen. Dann schließt er die Tür. In Bad Tölz aber – da lebt die Erinnerung an die Resi.

Laura Kaufmann

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