Bad Tölz: Missbrauchsskandal sorgt für Eklat

In der Kirche kam es zum Eklat: Laut Medienberichten reagierten die Gläubigen in Bad Tälz mit Wut und Empörung auf die Enttarnung ihres Pfarrers als Kinderschänder. Jetzt ist der Priester suspendiert worden.
von  Abendzeitung
Pfarrer Peter H. - Ausschnitt aus einem Foto auf der Internetseite www.pfarrverband-garching-alz.de. Der dazugehörige Bericht beschreibt das Kirchenjubiläum im Jahr 2009.
Pfarrer Peter H. - Ausschnitt aus einem Foto auf der Internetseite www.pfarrverband-garching-alz.de. Der dazugehörige Bericht beschreibt das Kirchenjubiläum im Jahr 2009. © az

BAD TÖLZ - In der Kirche kam es zum Eklat: Laut Medienberichten reagierten die Gläubigen in Bad Tälz mit Wut und Empörung auf die Enttarnung ihres Pfarrers als Kinderschänder. Jetzt ist der Priester suspendiert worden.

Von einer „menschlichen Tragödie“ spricht Bad Tölzs Bürgermeister Josef Janker. Aus der Zeitung hat er erfahren, dass in seiner Stadt ein Priester arbeitet, der zuvor in Garching Buben zum Oralverkehr gezwungen haben soll. „Ich bin traurig und enttäuscht“, sagt der CSU-Politiker. „Pfarrgemeinde und Ordinariat müssen das jetzt aufklären.“

Seit 2008 ist Peter H. (62) als Tourismuspfarrer in Bad Tölz tätig. Zuvor leitete er 21 Jahre die Gemeinde in Garching/Alz, obwohl er wegen Kindesmissbrauchs verurteilt worden war (AZ berichtete).

Am Montagnachmittag teilte das Erzbischöfliche Ordinariat mit, dass der Priester vom Dienst suspendiert sei. Er habe sich „nachweislich nicht an die Auflagen gehalten“, hieß es.

Schon am Sonntag hatte der Skandal Tölz erreicht: Während der Messe springt ein Mann auf, den H. demnächst kirchlich trauen sollte: „Sie können jetzt nicht mehr ablenken“, ruft er Pfarrer Rupert Frania zu – H. ist abgetaucht. Ob H. den angesetzten Bußgottesdienst halten wird? Das Pfarramt wollte sich nicht äußern. Mit Pfarrer Peter H. arbeitet auch Kurdirektor Klaus Pelikan. „Die Zusammenarbeit war problemlos. So etwas denkt man von niemanden.“

Von einer „Glaubwürdigkeitskrise“ der Kirche spricht Bundestagsvizepräsident Wolfang Thierse, der auch Mitglied im Zentralkomitee der Katholiken ist. „Gerade für eine Institution, die moralische Autorität beansprucht, sind strengere Maßstäbe anzulegen.“ Thierse fordert, die Kirche müsse „mit sich ehrlicher und strenger sein. Und das gilt natürlich auch für den Papst.“

Der schweigt weiterhin, obwohl er als Münchner Erzbischof Pfarrer H. 1980 aufgenommen hatte. Der Leiter der deutschsprachigen Abteilung Radio Vatikan, Pater Bernd Hagenkord, sagte, es sei „eine Sache der Erzdiözese München und Freising, genau zu gucken, was damals schief gegangen ist“. Der Heilige Vater könne „nicht wirklich in eine Münchner lokale Sache von oben herein regieren, deswegen schweigt er“.

Wie es in Tölz weitergeht, ist unklar. Der Skandal sei ein „Imageschaden“ für den Kurort sagt Bürgermeister Janker. Per Email sei er beschimpft worden. „Es gibt Leute, die wollen Bad Tölz nicht mehr besuchen, weil die Bürger einen Kinderschänder decken. Aber wir haben das doch nicht gewusst.“ akk

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