AZ-Kommentar: Ein falsches Signal

Soso, kurze Röcke und Hosen könnten zu „Diskrepanzen“ führen, zu „Missverständnissen“. Die Logik im Brief des Direktors kommt einem bekannt vor: Man erlebt sie, wenn Vergewaltigungen und sexuelle Übergriffe verharmlost werden; wenn es heißt, die Frau, das Opfer, habe sich ja schließlich geschminkt und sehr freizügig präsentiert und müsse sich demnach nicht wundern, als Freiwild betrachtet zu werden.
Generell ist das Schreiben in zweierlei Hinsicht bedenklich: Erstens darf Zuwanderung nicht dazu führen, dass die deutsche Gesellschaft, die ihre Liberalität gegen viele (auch religiöse) Widerstände erkämpft hat, ihre Standards herunterschraubt und sittenstrengere Verhaltensregeln „empfiehlt“, damit sich ja niemand provoziert fühlt.
Wo soll dann irgendwann die Grenze gezogen werden? Sind offene Haare noch akzeptabel? Oder sollen die Schülerinnen – polemisch formuliert – sicherheitshalber gleich einen Tschador überstreifen?
Zweites Problem: Wohl ohne es zu wollen, stellt der Direktor die Asylbewerber unter Generalverdacht, erweckt den Eindruck, dass der bloße Anblick von Mädchenkörpern, von sommerlicher Kleidung, sie außer Kontrolle geraten lässt. Manchmal liegen politische Überkorrektheit und Rassismus verdammt nah beieinander.