Ausstellung "Silber für das Reich": geraubtes Kunsthandwerk
München - Geraubte Silberobjekte aus jüdischem Eigentum sind jetzt in einer Ausstellung im Bayerischen Nationalmuseum zu sehen. Die Schau "Silber für das Reich" zeigt bis zum 10. November 112 Gegenstände wie Becher, Leuchter und Besteck, die das Museum 1939 und 1940 erworben hatte. Unter dem Druck der Nationalsozialisten hatten sich die Familien von diesen Alltagsgegenständen getrennt. Grundlage war eine Verordnung, die vor rund 80 Jahren am 21. Februar 1939 erlassen wurde und die Juden dazu zwang, Gold, Silber und Edelsteine bei kommunalen Leihhäusern abzuliefern. "Sie haben ihr Hab und Gut abgegeben und erhielten eine kleine Entschädigung, ein paar Pfennige", sagte der Provenienzforscher Alfred Grimm am Dienstag in München.
Die Ausstellung gibt Einblick in die Schicksale der jüdischen Familien. Außerdem hoffen die Forscher, dass sich Erben der damaligen NS-Opfer melden, damit sie die kunsthandwerklichen Gegenstände zurückerhalten können. Die meisten Schätze sind aber verloren, denn den Großteil der Gegenstände aus Gold und Silber ließen die Nazis einschmelzen. Nur schöne oder künstlerisch wertvolle Schmiede-Arbeiten wurden Museen angeboten oder gelangten in den Kunsthandel. Reichsweit habe der Weiterverkauf den Nazis 54,2 Millionen Reichsmark eingebracht, schreibt Grimm im Ausstellungskatalog. Das Bayerische Nationalmuseum hatte damals 322 Gegenstände gekauft. Die meisten wurden bereits den rechtmäßigen Eigentümern zurückgegeben.
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