Außerirdische im hölzernen Labyrinth

Zwei Ausstellungen im Zumikon von Dorothee Berkenheger und Marcus Weber.
von  Abendzeitung
Straßen ohne Ziel: Dorothee Berkenheger in den Nürnberger Ausstellung.
Straßen ohne Ziel: Dorothee Berkenheger in den Nürnberger Ausstellung. © Berny Meyer

NÜRNBERG - Zwei Ausstellungen im Zumikon von Dorothee Berkenheger und Marcus Weber.

Verwirrende Zustände im Zumikon, dem Nürnberger Künstlerhaus und kein „Navi“ weit und breit im Orientierungs-dschungel: Dorothee Berkenheger, in Nürnberg seit ihren Kunststudentenzeiten bei Rolf Gunter Dienst mit ihren raumgreifenden Gespinsten aus Wachs im Gedächtnis, hat ein handgemachtes Straßenlabyrinth verlegt, das zielsicher auch ohne Sackgasse ins Irgendwo führt. Nebenan umstellt der Maler Marcus Weber, Gast des Instituts für moderne Kunst, seine comichafte Umwelt mit Erscheinungen, die wahlweise außerirdisch oder unterirdisch sind.

Letzteres mag daran liegen, dass der Blick aus dem Berliner Atelier auf die Kreuzberger Adalbertstraße und Spaziergänge zu den hübsch-hässlichen Discounter-Verpackungen als Inspiration dienen. Da dürfen dann in satirischem Überdruck schon mal grünrüsselige Elefanten die Einfamilienhaus-Idylle unter Schoko-Gülle begraben, vollmondgesichtige Aliens mit angewachsenem Handy hetzen neben marsianischen Kopftüchern und Kind-Monstern im Kampfanzug durch den Alltag, in dem Lidl-Tüten und Theaterplakate den Slogan „Darwin Win“ betonen. Hinter der fröhlichen Farbigkeit rutscht die Zivilisation, samt Bildungsbürgern ins bodenlos Groteske. Lesende Totenschädel im Designmöbel-Knast beharren aufs Überleben des Buches, das ein paar Bilder weiter von menschelnden Außerirdischen als Relikt bestaunt wird. Webers passender Titel für sein vergnügliches Menetekel: „Ja!“.

Dorothee Berkenheger, wie Weber in Stuttgart geboren und in Berlin wohnhaft, liefert bei ihrer Nürnberg-Rückkehr eine Premiere. „Routing“ ist ein hölzerner Verkehrskreislauf in Unschuldsweiß, der sich mit all seinen Kurven, Brücken und Kreuzungen Loopings sparen kann. Irrsinnig ist die handgemachte Modellkonstruktion auch so. Eine 3D-Zeichnung, die ornamentale Züge hat. Und spielerische. Mitspielen ist bei der Leihgabe aus dem Kinderzimmer jedoch nicht erwünscht: Betreten der Fahrbahn verboten! daer

Zumikon (Großweidenmühl- str. 21): 6. März bis 25. April, Di-So 17-20 Uhr.

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