Ausschluss in Raten

Die Stadt Nürnberg steckt 1,8 Millionen Euro für notwendige Technik- und Brand- schutzmaßnahmen in den Z-Bau. Zu wenig. Der Kunstverein scheint hier keine Zukunft mehr zu haben.
von  Abendzeitung
Das Gelände der ehemaligen Südstadt-Kaserne, eine trügerische Idylle: Im Z-Bau geht es inzwischen um die Zukunft der alternativen Szene in Nürnberg.
Das Gelände der ehemaligen Südstadt-Kaserne, eine trügerische Idylle: Im Z-Bau geht es inzwischen um die Zukunft der alternativen Szene in Nürnberg. © Berny Meyer

NÜRNBERG - Die Stadt Nürnberg steckt 1,8 Millionen Euro für notwendige Technik- und Brand- schutzmaßnahmen in den Z-Bau. Zu wenig. Der Kunstverein scheint hier keine Zukunft mehr zu haben.

Es kriselt in Nürnbergs Kulturszene. Nicht nur im KunstKulturQuartier „KuKuQ“ ist Entsolidarisierung im Gange. Auch im Z–Bau in der Südstadt ist angesichts klammer Finanzen der Verdrängungskampf entbrannt. Der im ehemaligen Kasernenbau untergebrachte Kunstverein, aus dessen Reihen sich vor drei Jahrzehnten das Gostner Hoftheater rekrutierte und in dessen Annalen auch einer der ersten Auftritte der Fantastischen Vier steht, sieht sich als Opfer einer Koalition aus Geldmangel und Unwillen.

Es ist eine paradoxe Situation: In das alternative Kulturzentrum, das fast ein Jahrzehnt am ausgestreckten Arm der Kulturpolitik hungerte und dabei über den Zwischennutzer-Status nie hinaus kam, werden demnächst 1,8 Millionen Euro gesteckt. Für notwendige Technik- und Brandschutzmaßnahmen, nicht für Innenleben und Inhalte. Denn die Bürokratie stufte das Gebäude aus der NS-Zeit wegen fehlender Pläne als Neubau ein. Mit sämtlichen dazugehörigen Auflagen: Der Z-Bau kam als Provisorium nicht in Schwung. Die Hängepartie schreckt seit Jahren auch potenzielle Mieter des ehemaligen Kino- und Tanzsaals der US-Army ab. Schauspiel-Chef Klaus Kusenberg, auf der Suche nach einem Ersatzquartier, winkte irgendwann ab.

Die nun eingeplanten Sanierungs-Euros sind wohl Finanz-Tropfen auf den heißen Stein. Jürgen Markwirth, der zuständige Chef des Amtes für Kultur und Freizeit (KuF), gesteht: „Man bräuchte ein Vielfaches, um das gesamte Gebäude so umzubauen, dass es den Vorschriften genügt und auch noch schön aussieht.“ Deshalb gibt es Überlegungen, sich auf einige Räume zu konzentrieren. Nur noch „drei von fünf Veranstaltungsräumen“ meint Z-Bau-Geschäftsführer Willi Reichel mit dem zur Verfügung stehenden Geld halten zu können: „Das kann zur Folge haben, dass die Räume des Kunstvereins geschlossen werden müssen.“ Gestern tagte die zuständige Arbeitsgruppe aus Vertretern von KUF, AG Z-Bau, Hochbauamt und Wirtschaftsreferat, heute werden OB Maly die Ergebnisse vorgelegt. Bis zu den Haushaltsberatungen Ende nächster Woche muss eine Entscheidung gefällt werden.

„Der Kunstverein ist kulturell notwendig in dieser Stadt“, beschwichtigt Reichel. „Aber ist der Ort der richtige?“ Und bestätigt damit Befürchtungen Hartmut Schirrmachers vom Kollektiv, heimlich schon abgeschrieben zu sein: „Wir als Mieter hatten in der Arbeitsgruppe keine Stimme.“ Alternativen zum Z-Bau sieht er ohnehin keine. „Als wir 1999 aus der Cramergasse rausmussten, waren alle anderen Angebote der Stadt zu weit draußen, ohne Nahverkehrsanschluss oder im Wohngebiet.“ Noch beharrt der Kunstverein trotzig auf den Räumen. Die Aussichten allerdings sind düster. daer/GK

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