Aus dem Leben gerissen

Die Flaggen hängen auf Halbmast. Am Montagabend hat das 10000-Einwohner-Ort Waldkirchen im Kreis Freyung vier Menschen verloren: Die Frauen sterben bei einem schrecklichen Unfall – erschrak die Fahrerin, weil ein anderes Auto zuvor überholt hatte?
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Christina, Tanja und Nicole (von links, alle 17) kannten sich aus ihrer Schulzeit – und waren seitdem unzertrennlich. Am Montagabend starben sie in der Nähe des niederbayerischen Waldkirchens im Auto ihrer Freundin Jeanette.
privat 3 Christina, Tanja und Nicole (von links, alle 17) kannten sich aus ihrer Schulzeit – und waren seitdem unzertrennlich. Am Montagabend starben sie in der Nähe des niederbayerischen Waldkirchens im Auto ihrer Freundin Jeanette.
Sie war am Steuer: die 19-jährige Jeanette aus Waldkirchen.
privat 3 Sie war am Steuer: die 19-jährige Jeanette aus Waldkirchen.
Jeanettes zerrissener Fiat Brava: Die Polizei hatte zunächst Mühe, den Autotyp festzustellen.
AP 3 Jeanettes zerrissener Fiat Brava: Die Polizei hatte zunächst Mühe, den Autotyp festzustellen.

WALDKIRCHEN - Die Flaggen hängen auf Halbmast. Am Montagabend hat das 10000-Einwohner-Ort Waldkirchen im Kreis Freyung vier Menschen verloren: Die Frauen sterben bei einem schrecklichen Unfall – erschrak die Fahrerin, weil ein anderes Auto zuvor überholt hatte?

Die Flaggen hängen auf Halbmast. Am Montagabend hat das 10000-Einwohner-Dorf Waldkirchen im Kreis Freyung vier Menschen verloren: Gymnasiastin Jeanette (19), Friseurin Tanja (17), die angehende Einzelhandelskauffrau Nicole F. (17) und die angehende Bürokauffrau Christina S. (17) starben bei einem Autounfall – auf dem Weg in einen schönen Feierabend. Die Freundinnen kennen sich aus der Schulzeit, sie wollten zu McDonald’s in Freyung. Sie kamen nie an.

Kurz vor 19.30 Uhr sitzen alle in Jeanettes grauem Fiat Brava. Die Fahranfängerin lenkt ihr Auto vom Ortsteil Schiefweg aus auf die Staatsstraße 2123.

Die letzten Sekunden

Nach zwei oder drei Kilometern überholt sie ein 18-Jähriger mit seinem Suzuki kurz vor Wotzmannsreut. Ob er sie in diesem Moment anfährt oder ob Jeanette erschrickt, ist nicht bekannt. Ein Gutachter soll das klären. Jeanettes Fiat rutscht auf das rechte Bankett und schleudert zurück auf die Straße. Das Auto rammt einen entgegenkommenden Mazda frontal. Die Fahrerin aus Untergriesbach (49) wird schwer verletzt, ein Hubschrauber bringt sie später in die Klinik.

Jeanette, Nicole, Tanja und Christina durchleben ihre letzten Sekunden: Die Wucht reißt den Fiat in zwei Teile, das Dach springt auf. Jeanette und ihre Beifahrerin werden meterweit durch die Luft geschleudert. Ein Mädchen fliegt die Böschung hinab. Sie bleibt tot liegen. Wie ihre Freundin. Die beiden anderen werden im Heck eingeklemmt. Jeanette, Tanja, Nicole und Christina sind alle tot, als die ersten Feuerwehrmänner mit ihren eigenen Autos kommen. Sie berichten: Beide Autos brannten, das Feuer erreichte die Mädchen aber nicht. Die Männer retten die Mazda-Fahrerin und löschen die Flammen. Der Suzuki-Fahrer sieht im Rückspiegel alles mit an. Die Polizei verhörte ihn am Dienstag.

"So was habe ich noch nie gesehen"

Wenige Minuten nach dem Unfall strömen laut Augenzeugen hunderte Schaulustige an die Staatsstraße – unter ihnen Angehörige. Einige von ihnen rennen schreiend die Böschung hinab. Feuerwehrmann Anton Hobelsberger: „Ich bin seit über 20 Jahren bei der Feuerwehr. So was habe ich noch nie gesehen. So junge Mädchen. Schlimm.“

Um 22 Uhr eilt Bürgermeister Josef Höppler herbei. „Es war ein Bild des Grauens: die Autos – nur Blechknäuel.“ Um 22.30 Uhr liegen Jeanette, Tanja, Kristina und Nicole in der Walkirchener Leichenhalle in grauen Zinksärgen – fünf Kilometer vom Unfallort entfernt.

Thomas Gautier

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