Aus Angst vorm Nachbarn: Starnberg schließt die Mülltonnen ab
Ab dem Frühjahr wird im Landkreis Starnberg die „Nachbar-Sicherung“ angeboten, damit niemand private Briefe, Dokumente und Unterlagen ausgraben kann. Etwa 40 Euro soll sie kosten.
STARNBERG Liebesbriefe, Rechnungen, Kontoauszüge – wer hätte schon gerne, dass seinem Nachbarn solche Privat-Dokumente in die Hände fallen? Immer mehr Bürger im Fünfseenland haben offenbar genau davor Angst. Sie fürchten, neugierige Nachbarn könnten in ihrem Müll herumschnüffeln. Deswegen bietet der Abfallwirtschaftsverband Starnberg (Awista) jetzt abschließbare Mülltonnen an. Kein Witz.
Der Hintergrund: Im vergangenem April sind im Landkreis Starnberg Papiermülltonnen eingeführt worden. „Danach hatten wir plötzlich ein Datenschutz-Thema“, erzählt Awista-Geschäftsführer Peter Wiedemann.
Zuvor hatten alle Bürger ihre Privatpost zum Wertstoffhof bringen können. In den großen Containern, so dachten wohl viele von ihnen, seien die Unterlagen vor Schnüfflern sicher. Doch jetzt nehmen die Wertstoffhöfe nur noch Zeitungen und Kartonagen an. Die Privat-Dokumente sollen eigentlich in den Papiermülltonnen landen. Eine Vorstellung, die zahlreichen Starnbergern gar nicht behagt.
Was, wenn der Nachbar darin herumwühlt? Oder plötzlich fremder Müll in der Tonne landet? Dutzende Bürger wandten sich an den örtlichen Abfallwirtschaftsverband. Sie fragten, ob es keine Möglichkeit gebe, ihre Mülltonnen abzusperren.
Der Abfallwirtschaftsverband hat die Konsequenz gezogen. Ab Frühjahr bietet er auf Bestellung Tonnen mit Schloss an. Etwa 40 Euro soll diese „Nachbar-Sicherung“ kosten. 40 Vormerkungen dafür sind bereits registriert. Jetzt müssen die Starnberger entscheiden, wie sehr sie ihrem Nachbarn vertrauen.
Julia Lenders
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