Augustinerhof: War er einst Nürnbergs erster Hafen?

Archäologen träumen vom ganz großen Fund. Bezirk fördert Projekte mit 2,4 Millionen Euro
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Archäologe Alexander Rüttinger kratzt mit Kelle und Bürste Gesteinsreste von den Mauern im Augustinerhof. Sie gehören zu Wohnungen, die um 1945 erbaut wurden. Die Forscher suchen aber nach älteren Zeugnissen.
Klaus Schillinger 2 Archäologe Alexander Rüttinger kratzt mit Kelle und Bürste Gesteinsreste von den Mauern im Augustinerhof. Sie gehören zu Wohnungen, die um 1945 erbaut wurden. Die Forscher suchen aber nach älteren Zeugnissen.
Zeugen des Mittelalters: Messbecher, Schröpfkopf, Fingerhut und Gefäßeinfassung (Uhrzeigersinn) aus dem Hartmannshofer Badhaus.
abendzeitung 2 Zeugen des Mittelalters: Messbecher, Schröpfkopf, Fingerhut und Gefäßeinfassung (Uhrzeigersinn) aus dem Hartmannshofer Badhaus.

Archäologen träumen vom ganz großen Fund. Bezirk fördert Projekte mit 2,4 Millionen Euro

NÜRNBERG Archäologen haben Träume. Vom Fund der Funde, von der ganz großen Entdeckung. So gerät auch Martin Nadler, Leiter der Nürnberger Dienststelle des Landesamts für Denkmalpflege, beim Gedanken an den Augustinerhof ins Schwärmen. Nach dem brachialen Abbruch beginnt das feine Graben in der Nürnberger Geschichte. Zwei Hoffnungen hat Nadler. Die erste: „Dass Nürnberg älter ist als Fürth“, witzelt er, noch ist die Kleeblattstadt 43 Jahre älter. Die zweite: „Dass hier Relikte eines Hafens zu finden sind.“

„Wenn es eine zivile Keimzelle unterhalb der Burg gegeben hat, muss sie hier sein“, so Nadler. So kann er sich für die Zeit um das 10. Jahrhundert eine Anlegestelle für Boote an der Pegnitz vorstellen. „Vielleicht stoßen wir auf Mauerreste aus Stein. Oder Holz, was durch die Jahresringe zur Zeitbestimmung von Vorteil wäre.“ Würde etwas gefunden, ist sich Nadler des guten Zustandes sicher: „Der Grundwasserstand ist sehr hoch“, Feuchtigkeit macht haltbar. Der Schatzsucher denkt im großen Stil. Schmuck, Münzen, Geschirr: „Das ist Beiwerk, aber auch das Salz in der Suppe.“

Erbe soll für die nachfolgenden Generationen bewahrt werden

Auf Unterstützung können die Archäologen in Mittelfranken durch den Bezirk bauen. 2,4 Millionen Euro stehen in dieser Legislaturperiode für den Denkmalschutz bereit. Aus dieser Summe müssen allerdings auch die Zuschüsse für Baudenkmäler bestritten werden. „Der Bezirk verfügt über ein reiches kulturelles Erbe und ist sich seiner Verantwortung bewusst, dieses für nachfolgende Generationen zu bewahren“, so Bezirkstagspräsident Richard Bartsch.

Die Zuschüsse sind verteilt. Ein Großteil geht an das Limes-Bauwerk samt Römerkastell, Römermuseum und neuem Limes-Fachberater in Weißenburg. Aber auch kleine Projekte werden gefördert – wie ein Museum für Ur- und Frühgeschichte im alten Hartmannshofer Bahnhof. 2010 soll es fertig sein – bestückt mit Funden aus der benachbarten Eiszeithöhle Hunas. 1956 wurden in einem Steinbruch dort erstmals Relikte aus der Eiszeit gefunden. Nun steht die Uni Erlangen am Ende ihrer Jahrzehnte langen Ausgrabung. Neben menschlichem Werkzeug wurden bisher mehr als 130 unterschiedliche Tierarten in der Höhle nachgewiesen, darunter auch der Höhlenbär. Eine Sensation für die Forscher: Sie stießen auf Spuren des ältesten Bayern – ein Neandertaler hatte einen Weisheitszahn verloren.

Wer sich für mittelfränkische Geschichte interessiert, dem sei der achte Band „Beiträge zur Archäologie in Mittelfranken“ (Verlag Dr. Faustus, 25 Euro) empfohlen. Auf 300 Seiten beschreiben mehrere Autoren – Ehrenamtliche, Heimatpfleger und Akademiker – historische Funde wie das Badhaus in Hartmannshof oder die Geschichte der reichen Dame, deren mit Schmuck behängtes Skelett bei Greding beim ICE-Streckenbau entdeckt wurde.

sw

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