Augsburg: Neuer Sex-Skandal um "Körperwelten"
AUGSBURG - Plastinator Gunther von Hagens enthüllt in Augsburg ein zweites Toten-Pärchen beim Geschlechtsverkehr – der OB Kurt Gribl ist empört. Nach Wortgefechten geht die Skandal-Show wohl vor Gericht weiter.
Vier Leichen, Sex und ein Skandal: In Augsburg wird’s derzeit nicht langweilig. Der Plastinator Gunther von Hagens hat am Donnerstag in Augsburg wieder einen Akt ausgestellt, bei dem zwei plastinierte Tote kopulieren. Ein erstes Leichenpaar hatte das Verwaltungsgericht Augsburg verboten.
Eine Juristin alarmierte Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU). Der eilte zur Ausstellung „Körperwelten“. ließ den Raum sperren und verhüllte eigenhändig das umstrittene Leichenliebesspiel. Danach droschen Gribl und Umweltreferent Rainer Schaal verbal auf Hagens ein: „Ungehörig“ sei dessen Verhalten, klagte Gribl. Eine „Provokation“ und „Effekthascherei“, rief Schaal. Dazu brummten sie Plastinator 10000 Euro Zwangsgeld auf. „Egal, ob er Gesetze richtig oder falsch findet, Herr Hagens hat sich daran zu halten“, sagte Schaal.
Gunther von Hagens spricht von Zensur und Bevormundung
Skandal um Gunther! Der umstrittene Körper-Aussteller konterte am Freitag, sprach von Zensur und Bevormundung und reichte beim Verwaltungsgericht einen Eilantrag gegen das Verbot ein. Dieses Gericht hatte das erste Erotik-Exponat verboten, weil der Spender des männlichen Körpers wohl nicht ganz bei Sinnen war, als er der Sex-Pose kurz vor seinem Tod zustimmte. Die Zweifel sind nicht ganz unbegründet: Der Mann war wohl dement und lebte in einem Heim.
Gunther von Hagens zog das Ausstellungsstück daraufhin zurück – und stellte gleich ein zweites auf. Seine Argumentation: Die Richter hätten bei ihrem Urteil auch entschieden, er müsse einzelne Exponate nicht der Stadt zur Genehmigung vorlegen.
Für die Stadt aber verstößt die Zurschaustellung konservierter Körper beim Sex gegen das bayerische Bestattungsgesetz und verletzt den postmortalen Persönlichkeitsschutz. Anders gesagt: Es ist einfach unmoralisch. Das aber ließ das Verwaltungsgericht in seinem Urteil offen. Jetzt überlegt die Stadt, vor das Bayerische Verwaltungsgericht zu ziehen. Die Show geht weiter. So oder so.
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