Augen von Promis und ein Fuchs mit Reifen

Technisches Verwirrspiel: Im Kopfbau des Künstlerhauses zeigt der KOMM- Bildungsgbereich Foto-Kunst von Günter Derleth und Rudi Hilmar Ott.
von  Abendzeitung
Große und kleine Tiere: OB Ulrich Maly blickt keck über Rudi Hilmar Otts Schulter, hinter Günter Derleth buckelt eine Katze.
Große und kleine Tiere: OB Ulrich Maly blickt keck über Rudi Hilmar Otts Schulter, hinter Günter Derleth buckelt eine Katze. © Berny Meyer

NÜRNBERG - Technisches Verwirrspiel: Im Kopfbau des Künstlerhauses zeigt der KOMM- Bildungsgbereich Foto-Kunst von Günter Derleth und Rudi Hilmar Ott.

Die Querverbindung zum Charakterbild fiel dem Format zum Opfer: Als Rudi Hilmar Ott den von ihm porträtierten Giorgio Hupfer fragte, als welches Tier er sich sähe, nannte der Nürnberger Künstler einen Schimmel. Günter Derleth aber, der für die animalische Seite der kleinen Schau „tierisch menschlich“ des KOMM-Bildungsbereichs (Kopfbau Künstlerhaus) seine Lochkamera in Position brachte, konnte wegen der Belichtungszeit zwischen zehn und zwanzig Minuten nur Tierpräparate verwenden. Ausgestopfte Gäule waren zu teuer.

Während Ott seinen digitalen Schwarzweiß-Porträts mit einem Schwenkobjektiv verschiedene Schärfegrade abtrotzt und so einem Lochkamera-Ergebnis nahe kommt, widerlegt Derleth das Vorurteil, Bilder der Camera Obscura gäbe es nur unscharf und keinesfalls in Farbe. Sein in Schulkellern aufgestöbertes, präpariertes Kleinvieh konfrontiert er mit der rauen Schönheit Frankens: Der Europäische Igel steht starr und stumm vor einem grauen Stall mit dem Graffito „Der Krieg ist aus & jeder hat ein Auto“ drauf, ein Rotfuchs hockt vor alten Autoreifen, eine Elster auf verrostetem Gerümpel. Über allem blaut der Himmel so strahlend, als befände man sich an der Côte d’Azur. Derleth hat nicht nachbearbeitet.

Auch sein einstiger Assistent Ott nicht. Vor allem die Augen seiner Porträtierten haben es Ott angetan. Gewitzt diabolisch grinst Toni Burghart in die Kamera, Hans Meyer hat den Kopf grübelnd in die Hand gestützt, Hermann Glaser scheint den Betrachter voller Elan anzuspringen. Und Ulrich Maly, den Schalk im Blick, schaut, als hecke er seine nächste Pointe aus. Georg Kasch

Kopfbau des Künstlerhauses, 2. OG (Königstr. 93): bis 20. Januar, tägl. 10-20 Uhr. Am 14.12. gibt es ein Werkstattgespräch, am 10.1. einen Lochkamera-Workshop (nur mit Anmeldung).

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