Aufruf zum Mord beim Chiemsee-Festival?

ÜBERSEE - Der Sänger Sizzla hetzt in seinen Liedern gnadenlos gegen Homosexuelle– trotzdem soll er in Bayern auftreten dürfen. Die Veranstalter nennen als Grund die Kunst- und Meinungsfreiheit.
„Verbrennt die Männer, die andere Männer von hinten reiten“ - „Ich ziehe los und erschieße Schwule mit meiner Waffe“.
Der Raggae-Künstler Sizzla Kalonji macht in seinen Liedern kein Geheimnis um seinen Hass auf Homosexuelle. Längst ist der jamaikanische Sänger in Deutschland wegen seiner Hetzlieder geächtet. Trotzdem haben die Veranstalter des Chiemsee Raggae Summer den umstrittenen Künstler zu ihrem Festival im August eingeladen. Sie wollen damit ein politisches Statement setzen.
Der wegen seiner Äußerungen kritisierte und oftmals mit Auftrittsverboten belegte Künstler „wurde von uns ganz bewusst gebucht“, sagt Festival-Sprecher Michael Buchholz. „Wir sind für Kunstfreiheit, wir sind für Meinungsfreiheit“, erklären die Veranstalter. Man wolle ein Zeichen setzten, gegen „verfassungswidrige Zensurbestrebungen“.
Doch schon jetzt regt sich gegen den Auftritt des Sängers breiter Widerstand. In vorderster Front kämpft der schwule Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck gegen die Pläne der Festival-Veranstalter. „Jemand wie Sizzla, der zum Mord an Homosexuellen aufruft, hat auf deutschen Bühnen nichts verloren“, schimpft Beck, der 2008 erwirkte, dass Sizzla vom Bundesinnenministerium in das Schengen-Informationssystem (SIS) aufgenommen wurde und ihm so die Einreise nach Deutschland verwehrt werden konnte.
Sizzla sagte seine Deutschland-Tour ab, auch im Münchner Backstage sollte er damals auftreten. Weil der Eintrag im SIS befristet ist, könnte Sizzla theoretisch im August wieder nach Deutschland reisen. Um den Auftritt dennoch zu verhindern, hat Beck nun einen offenen Brief an die Sponsoren des Festivals geschrieben. „Ich habe sie darauf aufmerksam gemacht, dass sie indirekt einen Aufruf zum Mord finanziell unterstützen“, sagt der Grünen-Politiker der AZ. Sollte darauf keine Reaktion erfolgen, will Beck juristisch gegen das Festival vorgehen. R. Keck