Aufmarsch gegen Rechts
1500 demonstrierten gegen einen Laden, der sich in der Neonazi-Szene großer Beliebtheit erfreut – zum Abschluss gab's Randale.
NÜRNBERG Die Sicherheits-Vorkehrungen waren massiv – und konnten Ausschreitungen doch nicht völlig verhindern.
Schwere Metallgitter blockierten die Dr. Kurt-Schumacher Straße, hunderte Polizisten mit Helm und Brustpanzer stellten sich den 1500 Demonstranten entgegen. Die protestierten am Samstag gegen den bei Neonazis beliebten Modeladen „Tønsberg“, der vor vier Wochen – ausgerechnet – in Sichtweite der „Straße der Menschenrechte“ eröffnet hatte. Unter einer Tarnkappe, wie der Vermieter des Shops beteuert. Er habe keine Ahnung gehabt, wen er sich da ins Haus holte, und wolle die Rechten möglichst schnell wieder loswerden.
Dem martialischen Auftritt von Polizei und Demonstranten zum Trotz verlief die Kundgebung zunächst friedlich. Erst danach, während eines Abschluss-Konzerts am Kornmarkt, eskalierte die Situation: Demonstranten warfen Flaschen auf Beamte und Einsatzfahrzeuge, einige schnappten sich eine Straßensperre und warfen sie auf die Sicherheitskräfte. Zudem kletterten Protestierer auf ein Baugerüst und schraubten lange Eisenstangen ab.
Daraufhin griff die Polizei ein und konnte die brisante Lage im Zusammenwirken mit dem Veranstalter der Demonstration schnell unter Kontrolle bekommen. Allerdings: Fünf Beamte wurden bei dem Einsatz verletzt.
Fünf Personen aus der linken Szene wurden wegen gefährlicher Körperverletzung und Widerstands festgenommen. Neun teils betrunkene Zuschauer aus dem rechten Spektrum wurden, so die Polizei, „in Gewahrsam genommen, weil sie das Einsatzgeschehen störten“.
Ausgerechnet die Rechten forderten die Polizei zum Eingreifen auf
Zuvor hatten ausgerechnet die Rechten die Polizei immer wieder zum Eingreifen aufgefordert: „Warum macht ihr nichts, warum lasst ihr die da demonstrieren?“ Über die Schutzzone um den Laden spähten sie hinüber zu jenen, die Fahnen und Schilder („Naziladen Tønsberg schließen“) hochhielten und skandierten: „Nazis raus“ und „Diese Stadt hat Nazis satt“.
Die Antifaschistische Initiative hatte zum Protestzug gegen das umstrittene Tønsberg-Geschäft aufgerufen, weil dort seit November „Thor Steinar“-Klamotten verkauft werden – ein beliebtes Erkennungszeichen der Neonazi-Anhänger.
Seit Eröffnung des Geschäfts hatten Antifaschisten und DGB-Jugend 20.000 Flugblätter vor dem Laden verteilt, um Passanten und Anwohner aufzuklären. cis
Mehr über die Geschäfte der dubiosen Marke "Thor Steinar" lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Montag, 22. Dezember.