Aufgemotzte Bettdecken-Geschichten

NÜRNBERG - Die Kinderdetektive der „Drei ???“ wirkten in der Nürnberger Arena eher bemüht.
Früher hörte man Justus, Bob und Peter unter der Bettdecke zu, über Kopfhörer, die in einem klobigen Sony-Walkman steckten. Ein Vierteljahrhundert später versammeln sich 5000 Menschen in klobigen Großraumhallen, etwa der Arena Nürnberger Versicherung, um den Abenteuern der berühmtesten Kinderdetektive der Welt über mächtige Boxen zu lauschen.
„Die drei ???“ – Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw) und Andreas Fröhlich (Bob Andrews) – sind wie ihr Publikum gealtert, „Der seltsame Wecker“ – das 12. von knapp 140 Hörspielen – hat 29 Jahre auf dem Buckel. Die Bühnen-Adaption als „Live-Hörspiel“ kommt aufgemotzt daher, verbindet die ursprüngliche Geschichte um mysteriöse Uhren und dreisten Kunstraub mit lüsternen Zeuginnen, Sado-Maso-Witzen und einem Finish, das eher an Indiana Jones denn an die konventionellen Ermittlungstaktiken der „Drei ???“ gemahnt.
Die Ein-Stunden-Story von der Kassette muss aufgebläht werden. Das wirkt nicht selten bemüht. Etwa wenn „Die drei ???“ vor ihren Mikros mit Geräuschemacher Peter Klinkenberg schäkern, selbstironisch zwischen Plot und Realität switchen, Insider-Witze reißen, Quer-Verweise zu anderen Folgen liefern. Die Video-Einspieler sind dürftig und kein Vergleich zu den fulminanten Multimedia-Shows der Konkurrenz vom Live Playback Theater. Highlight der Original „Drei ???“ ist da Erzähler Helmut Krauss alias „Alfred Hitchcock“, bekannt als Peter Lustigs Nachbar in „Löwenzahn“. Auch der ist alt geworden, aber bleibt wohltuende Konstante in einem Rocky Beach, das gewaltig gentrifiziert wurde.Steffen Windschall