Aufbruchstimmung nach dem Schock

Tiger-Alleingesellschafter Günther Hertel nach Diktat verreist. Insolvenzverwalter Volker Böhm versprüht Optimismus: „Das kann auch eine Chance sein“
von  Abendzeitung
Die Gesichter sprechen Bände: Der bisherige Alleingesellschafter Günther Hertel und Geschäftsführer Norbert Schumacher (rechts) am letzten Sonntag auf der Tribüne. Schumacher gestern: „Lieber ein kontrollierter Sturz, als ein tödlicher Sturz.
Die Gesichter sprechen Bände: Der bisherige Alleingesellschafter Günther Hertel und Geschäftsführer Norbert Schumacher (rechts) am letzten Sonntag auf der Tribüne. Schumacher gestern: „Lieber ein kontrollierter Sturz, als ein tödlicher Sturz. © bayernpress

Tiger-Alleingesellschafter Günther Hertel nach Diktat verreist. Insolvenzverwalter Volker Böhm versprüht Optimismus: „Das kann auch eine Chance sein“

NÜRNBERG Als Otto Sykora am Dienstagabend unmittelbar nach dem 3:2-Sieg nach Verlängerung in Hamburg von Geschäftsführer Norbert Schumacher informiert wurde, dass die Ice Tigers wegen unlösbarer Liquididäts-Probleme Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt haben, „war die Mannschaft schockiert“. Vor allem die Cracks aus Übersee. Denn: „In den USA ist dann nämlich sofort Schluss.“

Neustart dank Insolvenz?

Im Falle der Sinupret Ice Tigers kommt der Abschied von Alleingesellschafter Günther Hertel, der sich geschäftlich auf Reisen begab, aber offenbar eher einem Befreiungsschlag gleich. So sieht es jedenfalls der vom Amtsgericht bestellte inoffizielle Insolvenzverwalter Volker Böhm: „So ein Verfahren kann auch eine Chance sein, Altlasten zu beseitigen. Es kann auch ein Neustart sein. Denn es bietet die Möglichkeit, zur Fortführung und Sanierung eines Unternehmens.“

Und diesbezüglich hat Böhm bereits „erste positive Signale von Sponsoren erhalten, auch Angebote, deren Zahlungen vorzeitig zu leisten“. Außerdem: „Wenn ich jetzt auf einen Sponsor zugehe, kann ich auch sagen: ,Du kannst Alleingesellschafter werden.’ Das sind halt jetzt ganz andere Vorzeichen.“

Keine Entlassungen

Zunächst freilich muss der neue Herrscher über die roten Zahlen im Tiger-Käfig die wirtschaftliche Situation „genau analysieren, den Spielbetrieb und den Geschäftsbereich stabilisieren“. Das kann noch dauern. Aber bereits gestern, an seinem ersten Arbeitstag, konnte Böhm verkünden: „Die Ice Tigers werden am Freitag gegen Duisburg spielen. Und auch DEL-Chef Gernot Tripcke hat mir versichert, dass die Liga sehr daran interessiert ist, dass die Tigers die Saison zu Ende spielen.“

Und er ergänzt mit einem Lächeln im Gesicht: „In der Verwaltung wird es keine Entlassungen geben. Ich hatte auch keineswegs den Eindruck, dass die überbesetzt ist.“ Die Löhne und Gehälter übernimmt in den nächsten drei Monaten die Agentur für Arbeit – im Zuge der Insolvenzgeld-Finanzierung.

"Lose Gespräche mit Sponsoren"

Ob und wie es langfristig weitergeht mit dem Profi-Eishockey in der Arena, wird sich – zumindest ansatzweise – „in den nächsten Stunden und Tagen“ zeigen. Angeblich hat sich bereits ein potenzielles Sponsoren-Konsortium gebildet, mit dem die Stadt Nürnberg auch schon „lose Gespräche“ geführt hat, wie Ronald Höfler, Mitarbeiter von Sportbürgermeister Horst Förther bestätigte.

Dabei soll es sich um einschlägig Verdächtige aus der Nürnberger Puckjäger-Szene handeln: die unter der Regentschaft von Hertel-Vorgänger Harry Frey an vorderster Sponsoren-Front engagierten Unternehmen Lebkuchen-Schmidt und „mister*lady“, den jetzigen Namenssponsor Bionorica und den Arena-Namensgeber Nürnberger Versicherung zum Beispiel. Frey selbst schließt ein erneutes Engagement aus. Er will sich als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender ganz auf die Belange der DEL konzentrieren. „Die Stadt“, sagt Höfler, „versucht alles, um über das Saisonende hinaus tragfähige Strukturen zu schaffen. Aber ob und von wem genügend Geld zusammenkommt, ist noch offen.“ Fest steht freilich: „Städtisches Geld wird nicht fließen.“ G. S., mir

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