Aufarbeitung der Grabung: Jüdisches Viertel in Regensburg

Regensburg (dpa/lby) - Mehr als 20 Jahre nach ihrem Fund werden die Ausgrabungen zum mittelalterlichen jüdischen Viertel am Regensburger Neupfarrplatz wissenschaftlich aufgearbeitet. Studenten der Ludwig-Maximilian-Universität München befassen sich in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege mit dem archäologischen Fund, der einst für Furore gesorgt hatte. Gefördert werden die Arbeiten von der Stadt Regensburg und der Deutschen Forschungsgemeinschaft, wie die Beteiligten am Donnerstag mitteilten. Teile des ausgegrabenen jüdischen Stadtviertels sind in einem Dokumentationszentrum am Neupfarrplatz zu sehen.
Referatsleiterin Silvia Codreanu vom Landesamt für Denkmalpflege bezeichnete den Fund neben dem Kölner Judenviertel als "weit und breit einzigartig in ganz Mitteleuropa". Nun sei es an der Zeit, das wissenschaftliche Material zusammenzufassen und aufzuarbeiten. "Das sind wir dieser Geschichte schuldig."
Die jüdische Gemeinde in Regensburg bestand seit dem 10. Jahrhundert. Vor 500 Jahren, am 21. Februar 1519, beschloss die Regensburger Stadtverwaltung die Ausweisung der Juden. Binnen weniger Tage wurden die Juden vertrieben. Bei Grabungen legten Wissenschaftler ab 1995 auf 3000 Quadratmetern Fläche etwa 40 Häusergrundrisse und die Überreste der Synagoge frei, deren Ursprünge ins 11. Jahrhundert zurückreichen und die 1519 abgerissen wurde.