Auf der Straße oder am Terminal: Städte helfen Obdachlosen

Der Herbst zeigt sich von seiner ungemütlichen Seite, die ersten Kältewellen stehen bevor. Für Obdachlose beginnt damit eine harte Zeit im Jahr. Das wissen auch Bayerns Großstädte.
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Freiwillige des Vereins "Kältebus München" verteilen Essen an Obdachlose. Foto: Andreas Gebert/Archiv
dpa Freiwillige des Vereins "Kältebus München" verteilen Essen an Obdachlose. Foto: Andreas Gebert/Archiv

München (dpa/lby) - Bayerns Großstädte haben mit Notunterkünften und Kältebussen ihre Obdachlosen-Hilfe für die kalte Jahreszeit gestartet. In München stehen seit Anfang November etwa 850 Notquartiere für die Hilfebedürftigen zur Verfügung, wie das Sozialreferat auf Anfrage mitteilte. Der Stadtrat habe beschlossen, die Plätze auch im Sommer zur Verfügung zu stellen. In der Landeshauptstadt leben Schätzungen zufolge etwa 500 Menschen auf der Straße. Die Dunkelziffer dürfte höher sein, sagen Experten.

Um sich vor der Kälte zu schützen, zieht es Obdachlose auch an den Münchner Flughafen. Seit rund einem Jahr kümmern sich dort zwei Sozialarbeiter um diese Menschen an den Terminals. Zwischen 20 und 40 Obdachlose würden am Flughafen während der kalten Jahreszeit täglich übernachten. "Sie kommen mit der letzten S-Bahn und verschwinden wieder mit der ersten", sagte Sozialarbeiter Markus Jaehnert.

Insgesamt seien jährlich um die 90 bis 130 obdachlose Menschen in den Hallen von Deutschlands zweitgrößtem Airport unterwegs. Ein Viertel sei im vergangenen Jahr mit Erfolg ins Sozialsystem vermittelt worden. Bei dem Rest arbeite man entweder aktuell intensiv zusammen, komme wegen der oft psychischen Erkrankungen nur sehr langsam voran oder habe es erst gar nicht geschafft, in Kontakt zu treten. Letztere würden dann in der Regel wieder auf der Straße landen.

"Jeder einzelne, der auf der Straße lebt, ist einer zu viel", sagte Pia Haertinger vom katholischen Verband für soziale Dienste in Augsburg. Draußen in der Kälte zu leben, das sei einfach unvorstellbar. In Augsburg lasse die Stadt keinen vor der Türe stehen, der um Hilfe bitte.

Die Übergangswohnungen, die eigentlich nur Menschen mit einer entsprechenden Bewilligung zur Verfügung stünden, würden im Rahmen des Kälteschutzprogramms vorübergehend zu Notunterkünften. Zwei Wohneinheiten stehen dafür zur Verfügung mit 90 Plätzen für Männer und 20 für Frauen. Außerdem gibt es laut Stadt 57 zusätzliche Wohnungen für obdachlose Familien.

Die Stadt gehe von ungefähr 30 Obdachlosen aus, Haertinger rechnet mit doppelt so vielen. Ab Temperaturen von minus fünf Grad seien zudem Ehrenamtliche mit dem Kältebus in Augsburg unterwegs.

Ein Grundproblem beim Thema Obdachlosigkeit sei der fehlende bezahlbare Wohnraum, erklärt Reinhard Hofmann, Leiter der Abteilung für Wohnungsfragen und Obdachlosigkeit beim Sozialamt Nürnberg. In der Frankenmetropole seien 2000 Wohnungslose in städtischen Unterkünften untergebracht. Etwa 50 seien obdachlos und würden etwa unter Brücken oder auf der Straße schlafen. "Sie werden regelmäßig von Streetworkern aufgesucht und auf das bestehende Angebot hingewiesen", so Hofmann.

Seit Anfang November stünden auch in Nürnberg rund 110 Notunterkünfte zur Verfügung. "Für alle Notschlafplätze gilt: Einlass um 18.00 Uhr; Verweildauer im Winter bis 8.00 Uhr." Danach gebe es andere Angebote.

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