Auf dem Weg zum Kanzler? So steht es um die Söder-Nachfolge in Bayern

München – Genug ist genug. Aber wann genau ist das eigentlich der Fall? Das ist eine Frage, die sich gerade Politiker immer wieder stellen – oder ehrlicherweise meist stellen lassen müssen. Denn einmal in Amt und Würden, fällt es dem Spitzenpersonal vom Bundestag über Ministerpräsidenten bis hin zum Landrat doch eher schwer, wieder loszulassen; wenn nicht gerade eine Vertrauensfrage, ein Eklat oder parteiinterne Streitigkeiten anstehen. Dass es auch anders geht, zeigt Malu Dreyer (SPD). Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz hatte im Juni angekündigt, nach elf Jahren den Posten zu räumen, vorzeitig, und ihn für die nächste Generation freizumachen.
Drei Gründe für den Rückzug von Malu Dreyer
Es gibt sicherlich einige Gründe, die für einen Rücktritt von Malu Dreyer sprechen. Einmal ist da ihre Krankheit: Dreyer leidet an Multipler Sklerose; das machte sie selbst bereits vor Jahren bekannt. Inzwischen sei sie einfach an ihre Grenzen gekommen: "Meine Akkus laden sich nicht mehr so schnell auf."
Aber: Die 63-Jährige hat auch politisch zu kämpfen. Nach der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal war die Landesführung in die Kritik geraten. Dreyer konterte auf der Pressekonferenz entsprechende Stimmen. Das habe damit "nichts zu tun". Aber sie müsse selbst erkennen, "die Kraft geht zu Ende." Und das Land verdiene, "dass jemand mit ganz viel Kraft das Amt übernimmt."
Auch darum hat Dreyer sich bereits gekümmert. Als Nachfolger hat sie ihren Arbeits- und Sozialminister Alexander Schweitzer (Jahrgang 1973) auserkoren. Mit dem vorzeitigen Abgang – die nächste Landtagswahl steht erst 2026 wieder an – hat der Zeit, im Amt und beim Wahlvolk anzukommen.
Möglicherweise ein weiterer Grund für ihren Rücktritt: Dreyer hatte selbst ein gutes Vorbild im Amt. Ihr Vorgänger, Kurt Beck, ist zu einem ähnlichen Zeitpunkt – auch 63 Jahre alt, auch aus gesundheitlichen Gründen – vorzeitig zurückgetreten und überließ im Januar 2013 Malu Dreyer das Feld.
Hat Markus Söder die Erbfolge in Bayern geklärt?
Was hat das Ganze jetzt mit Bayern zu tun? Mit Blick auf einen solchen Schritt stellt sich doch die Frage: Wie sieht es eigentlich im südlichen Bundesland aus? Markus Söder ist zwar erst seit 2018 Ministerpräsident und als Jahrgang 1967, mit aktuell 57 Jahren, noch immer verhältnismäßig "jung" in der Politik. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) etwa ist seit 2011 im Amt und inzwischen 76 Jahre alt, Amtskollege Stephan Weil (SPD) ist 65 Jahre alt und mittlerweile seit 2013 niedersächsischer Ministerpräsident. Kann die CSU ihre Wahlergebnisse – und zusätzlich einen starken Partner – halten, dann hat Markus Söder gute Voraussetzungen, auch in Bayern noch ein paar Jahre als Landesvater mit sicheren Mehrheitsverhältnissen zu sein.

Söder auf dem Bundesparkett: Kanzler, Außenminister oder Finanzminister?
Aber: 2025 steht die nächste Bundestagswahl an. Söder, der regelmäßig betont, dass sein Platz hier in Bayern sei, reckt immer wieder den Kopf aus dem Fenster Richtung Kanzlerkandidatur. Nur eben gerade nicht zu weit, um schnell auch wieder ins Trockene zu kommen. Es könnte auf dem Bundesparkett ja ein Starkgewitter toben. Was aber, würde er den Schritt aus Bayern doch wagen? Falls es mit der der Krönung der Laufbahn zur Kanzlerkandidatur wirklich nichts wird, reichen seine aktuellen Einwürfe vielleicht doch aus, um später unter einem Kanzler Merz ein anderes Amt mit entsprechendem Prestige zu bekleiden. Die allgemeine Aufmerksamkeit bei seinen Auslandsreisen der letzten Monate dürfte bei Söder Anklang gefunden haben. In seiner Zeit als Staatsminister für Europaangelegenheiten (2007- 2008) nannte er sich selbst den "bayrischen Außenminister", warum jetzt nicht als Bundesaußenminister?

Vielleicht hat er aber auch lieber den Daumen auf der deutschen Schatzkiste und wacht als Finanzminister über den Haushalt. Den Posten hat er in Bayern schließlich schon einmal besetzt (2011 – 2018). Welches Szenario auch eintritt, es bleibt die Frage: Wer tritt dann die Nachfolge von Markus Söder in der CSU an? Wäre ein reibungsloser Übergang, wie jetzt in Rheinland-Pfalz auch in Bayern denkbar? Es bleiben eigentlich nur zwei Möglichkeiten – wenn Landtag und Wahlvolk mitmachen: ein Nachfolger von Söders Gnaden oder ein Gegenspieler, der im Hintergrund in aller Ruhe an der eigenen Popularität werkelt, um zum entscheidenden Zeitpunkt wie ein Deus ex Machina als Retter der CSU "aufzutauchen". Aber an beidem scheint es zu fehlen.
Wer tritt die Nachfolge von Söder in der CSU an: Kontrahent oder Eigengewächs?
Und anders als 2018, als Horst Seehofer im recht offen ausgetragenen Machtkampf schließlich den Hut nahm und Söder den Ring überließ – die "Süddeutsche" schrieb sogar von einem "Game of Thrones" über die Erbfolgestreitigkeiten in Bayern –, gibt es unter dem jetzigen CSU-Chef und Ministerpräsidenten keine Schaukämpfe. In Bayern sitzt der Deckel fest auf der CSU und es wird, zumindest derzeit, keine dreckige Wäsche in der Öffentlichkeit gewaschen. Und der enge Machtzirkel um Söder? Der Kreis agiert immer im Lichte des Landesvaters. Während der Chef selbst seit Jahren den Eindruck vermittelt, als wäre er die Sonne. Dieses Verhältnis reicht zwar für die ein oder andere nette Beobachtung und eine gute Einlage beim Nockherberg, aber eben nicht für eine Nachfolge im Amt. Muss der Chef wohl doch weiter unterm weiß-blauen Himmel regieren.