Auch Michael Moore ist in Nürnberg dabei
NÜRNBERG - Deutschland- Premieren und „engagiertes Kino“ beim 6. Menschenrechts- Filmfestival „perspektive“.
Es sei „nicht nur ein Festival für Gutmenschen“, sondern eines für alle, die sich für gutes Kino im Allgemeinen interessieren“, wehrt Andrea Kuhn, die Leiterin von „perspektive“ den Verdacht eines flimmernden Sozialkundeunterrichts ab. Die 6. Nürnberger Filmbiennale für Menschenrechte vom 30. September bis 11. Oktober (AZ berichtete) will mit 84 Filmen aus 40 Ländern „engagiertes Kino auf die Leinwand bringen“, für das sich mittlerweile oftmals kein Verleih mehr findet, wendet sich aber „gegen Betroffenheit, TV-Formate und Sensationen“. Und kann steigenden Beistand der Branche verzeichnen: Michael Moores neueste Doku „Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte“ läuft nach der Weltpremiere in Venedig und vier Wochen vor dem Bundesstart erstmals in Nürnberg.
Schwerpunkt „Iranisches Kino“
Jasmin Tabatabai, Schauspielerin mit iranischen Wurzeln, reist mit drei Monate altem Töchterchen Helena Leila zur Eröffnung an und stellt als Deutschland-Premiere den Film „Altiplano“ vor. Damit weist sie den Weg in den Schwerpunkt „Iranisches Kino“, dessen „Brisanz und Dringlichkeit“ man bei Festsetzung (als Ergänzung zum Menschenrechts-Preisträger Abdolfattah Soltani) keinesfalls erahnen konnte. Jüngster Beitrag ist die Deutschlandpremiere von Hana Makhmalbafs „Green Days“, der die Unruhen im Juni nach den Wahlen im Iran beleuchtet. Hanas Vater ist Mohsen Makhmalbaf, einst Verfechter der islamischen Republik und heute mit Berufsverbot belegt. Er reist als Schirmherr aus Paris zum größten und ältesten deutschen Festival seiner Art an und erhält den Sonderpreis.
Samira Makhmalbaf, seine andere Tochter, ist mit der Parabel „Two-Legged Horse“ im Wettbewerb. Zehn Filme konkurrieren da in Filmhaus und K4-Festsaal um den Hauptpreis (2500 Euro). Es gibt Musik (Iran-HipHop von DAAD), Lounge-Zone, Previews (etwa Michael Hanekes „Das weiße Band“) und Gäste: Iris Berben liest, Fatou Bensouda, zweithöchste Chefanklägerin am Internationalen Gerichtshof, und Hollmann Morris, letzte Berichterstatterbastion im Bürgerkrieg Kolumbiens, diskutieren. daer
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