Attentat auf Mannichl: Was weiß das Münchner Nazi-Paar?

Nach dem Attentat auf Alois Mannichl, bei dem der Passauer Polizeichef niedergestochen und lebensgefährlich verletzt worden ist, geht die Fahndung weiter. Jetzt sind zwei Münchner vernommen worden.
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Von der Polizei verhört: Die Münchner Sabrina und Manuel H.
Gross Von der Polizei verhört: Die Münchner Sabrina und Manuel H.

Nach dem Attentat auf Alois Mannichl, bei dem der Passauer Polizeichef niedergestochen und lebensgefährlich verletzt worden ist, geht die Fahndung weiter. Jetzt sind zwei Münchner vernommen worden.

PASSAU/MÜNCHEN Bei der Jagd nach dem Attentäter, der den Passauer Polizeichef Alois Mannichl am Samstagabend vor seinem Haus in Fürstenzell niederstach und lebensgefährlich verletzte, gerät die rechte Szene in Bayern zunehmend unter Druck. Erneut wurden zwei Neonazis festgenommen. Das Ehepaar aus München wurde von Zeugen zur fraglichen Zeit in Fürstenzell mit einem Mann gesehen, auf den die Beschreibung des gesuchten Attentäters passt (AZ berichtete).

Manuel und Sabrina H. gehören zum harten Kern der Münchner Neonazi-Szene. Der 33-Jährige und seine elf Jahre jüngere Frau bewegen sich im Umfeld des selbst ernannten Naziführers Philipp Hasselbach. Der Neonazi lebt seit 2005 in München. Er gründete zusammen mit Hayo Klettenhofer die Kameradschaft „Autonome Nationalisten München" – eine Gruppierung, die von Insidern als besonders radikal und gewalttätig eingeschätzt wird.

Hasselbach und Klettenhofer schlossen sich zunächst Norman Bordin an, der im Zusammenhang mit dem brutalen Überfall auf den Griechen Artemios T. im Jahr 2001 auffiel. Hasselbach und Klettenhofer haben sich inzwischen allerdings mit Bordin überworfen. Wie Szenekenner sagen, gilt er als „zu gemäßigt“.

Auch Manuel H. ist der Abteilung Staatsschutz beim Polizeipräsidium München bereits seit den 90er Jahren bestens bekannt. Überwiegend fiel der 33-Jährige wegen Schlägereien und Propagandadelikten auf. Er wurde mit NS-Zeichen und anderen verfassungsfeindlichen Symbolen erwischt. Seine Frau Sabrina ist dagegen erst seit wenigen Jahren in der Szene aktiv.

Beide waren auch dabei, als rund ein Dutzend schwarz gekleidete Neonazis beim Israeltag im Mai 2007 die Bühne am Odeonsplatz stürmten. Die Störer riefen antisemitische Parolen wie „Juden raus aus Palästina“, zeigten den „Hitlergruß“ und enthüllten eine Flagge des Iran. Manuel und Sabrina H. wurden im Frühjahr 2008 von einem Münchner Gericht jeweils zu einer Geldstrafe verurteilt.

Auch bei Nazi-Aufmärschen im gesamten Bundesgebiet fiel das braune Pärchen immer wieder auf. Zuletzt am 25. November, als 200 Rechte durch München marschierten.

Jetzt sind Manuel und Sabrina H. ins Visier der Sonderkommission „Fürstenzell“ gerückt. Einem Zeugen war das Pärchen am Tattag in Fürstenzell aufgefallen. Sie waren in einem Auto mit Münchner Kennzeichen unterwegs und in Gesellschaft eines etwa 1.90 Meter großen Mannes mit Glatze – möglicherweise dem Attentäter.

Das Paar bekam deshalb am Dienstagabend in seiner Wohnung in Sendling Besuch von der Polizei. Die Beamten brachten beide nach Passau, wo sie seitdem vernommen werden. Sie gelten als „mögliche Tatbeteiligte“ und wurden deshalb festgenommen, bestätigte der Passauer Oberstaatsanwalt Helmut Walch gestern. Inwieweit eine Verstrickung des Pärchens in die Geschehnisse vorliegt, sei momentan noch nicht klar.

Manuel und Sabrina H. waren auch bei der Beerdigung des Altnazis Friedhelm Busse im Juli. Damals hatte es heftige Auseinandersetzungen zwischen der Passauer Polizei und rund 90 Neonazis gegeben. Einsatzleiter Alois Mannichl ließ im Anschluss das Grab öffnen und eine Hakenkreuzfahne beschlagnahmen, die die Nazis auf den Sarg gelegt hatten. Möglicherweise lieferte dieser Vorfall das Motiv für den Mordanschlag auf den Polizeichef.

Ralph Hub

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