Atomunfall löst Hamsterkäufe von Koi-Karpfen aus
Koi-Karpfen-Arzt Achim Bretzinger sieht derzeit viele besorgte Gesichter von bayerischen Hobbygärtnern und Koi-Händlern.
München/Lauingen - Händler und Kunden verunsichere nach wie vor ein Thema: Fukushima, sagt der Fachtierarzt aus Lauingen im dapd-Interview. Weil Japan-Koi aufgrund ihrer alten Zuchtlinien eine gesonderte Stellung einnähmen, habe der Atomunfall schon Hamsterkäufe ausgelöst.
„Große Koi-Farmen liegen bei Niigata rund 200 Kilometer von Fukushima entfernt“, erklärt Bretzinger, einer von zwei niedergelassenen Fischfachtierärzten in Bayern. „Niemand weiß, ob und wann die Strahlung dort ankommt.“ Eigentlich hätten die Händler ihre Karpfenbestellung aus Japan längst abgeschlossen. Einige hätten dieses Mal aber nachgeordert. „Aus Angst, dass es im kommenden Jahr verstrahlte Koi gibt.“ +
Koi-Händler: „Niemand weiß, wie es weiter geht“
Zu diesen Händlern gehört Edgar Bauer aus dem Bayerischen Wald. Er kaufte nach dem Atomunfall zusätzlich 1.000 Jungfische, um für die kommenden Jahre vorzusorgen. Sogar weitere Becken stellte er auf, um seinen Fischbestand aufzustocken. „Ich weiß nicht, wie mein Geschäft weitergehen soll, wenn sich die Lage verschlimmert“, sagt er.
Normalerweise fliegt der Händler jedes Jahr nach Japan und kauft vor Ort. „Wir haben eine Riesenangst, dass wir im nächsten Jahr nicht mehr nach Japan fliegen können.“ Verstrahlte Koi sind laut Veterinäramt-Grenzkontrollstelle am Frankfurter und Zollbehörde am Münchner Flughafen noch nicht eingetroffen. Kunden seien dennoch besorgt, sagt Tierarzt Bretzinger.
„Sie bestellen und horten jetzt mehr Futter aus Japan als bisher“, weiß er von Kundenbesuchen. Auch dem Händler des Koi-Hauses Bayern aus Bergkirchen-Feldgeding, Josef Westenrieder, ist eine Veränderung nach Fukushima aufgefallen. „Viele rufen an und wollen wissen, ob es in Zukunft noch Fische gibt, ob sie verstrahlt sind und wann wir die Tiere gekauft haben.“
Erste Engpässe nach dem Atomunfall
Erste Engpässe habe es deutschlandweit direkt nach dem Atomunfall gegeben, sagt der Vorsitzende des bundesweiten Vereins der Klan-Koi-Liebhaber, Willy Quillmann. „Flüge aus Japan wurden teilweise annulliert und daher kam die Fracht später an.“ Eine Hysterie sei aber unter den Mitgliedern wegen des Unfalls nicht ausgebrochen.
Man könne jederzeit auf Fischfarmen im Süden Japans zurückgreifen. Ein Koi-Händler, der in Krumbach selbst züchtet, hat in diesem Jahr einen stärkeren Zulauf registriert. „Es kann sein, dass der Atomunfall das mit ausgelöst hat“, vermutet er. Japan hat im Koi-Geschäft eine gesonderte Stellung. Zwar kommen Züchtungen auch aus anderen Ländern wie Israel und Thailand.
„Die Japan-Koi haben aber knalligere und intensivere Farben und geben ein schöneres Bild ab“, sagt Tierarzt Bretzinger. „In Japan wurden sie über Jahrhunderte so gezüchtet, dass ihre Schuppen wie die von Goldfischen aussehen.“ Deshalb blickten Händler wie Kunden auch weiterhin gebannt auf die Lage in Japan.
„Es ist der Traum eines jeden Teichbesitzers, mal einen Japan-Koi zu haben.“
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