Kommentar

Atomstrom nur für Bayern? Eine Nebelkerze und billiger Populismus

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder will das Kernkraftwerk Isar 2 in Eigenregie weiterlaufen lassen. Doch das ist Unsinn, findet AZ-Politik-Vize Lisa Marie Albrecht.
Lisa Marie Albrecht
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München - Die "Bavaria first"-Erzählung des bayerischen Ministerpräsidenten nimmt langsam absurde Züge an: Zuerst denkt er laut über den Einstieg in die Kernfusions-Forschung nach – ein Verfahren, das zur Energiegewinnung in absehbarer Zeit überhaupt nichts beitragen kann, weil es noch in den Kinderschuhen steckt.

Eine Idee, die auf wenig Begeisterung stößt

Und nun möchte Markus Söder auch noch freistaatseigene Kernkraft erhalten, indem er ernsthaft vorschlägt, den eigentlich schon abgeschalteten Meiler Isar 2 in Landesverantwortung weiter zu betreiben. Eine Idee, die sowohl im Bund als auch bei Experten zurecht wenig Anklang findet.

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Ein Bundesgesetz wird wegen Söder sicherlich nicht geändert

Nur: Söder ist nicht dumm. Er weiß genau, dass dieser Vorstoß nichts weiter als eine Nebelkerze ist, denn ein Bundesgesetz wird die Ampel wegen des CSU-Chefs sicherlich nicht ändern. Warum sollte sie auch? Der Ausstieg ist vollzogen und es gibt gute Gründe dafür. Über den Zeitpunkt des Abschieds von der Atomkraft inmitten einer Energiekrise kann man freilich streiten, die Fakten bleiben davon aber unberührt: Atomkraft ist eine Hochrisikotechnologie.

Kein Endlager im Freistaat

Die Frage nach einem Endlager – das Söder übrigens auf gar keinen Fall im Freistaat haben will – ist kompliziert und nach wie vor offen. Und auch wenn die hitzige Debatte um die Abschaltung der letzten AKW bis zur letzten Minute anderes vermuten ließ: Zuletzt hat Kernkraft bei der Stromerzeugung mit gerade ein mal vier Prozent eine zu vernachlässigende Rolle gespielt.

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Billiger Populismus

Umso erstaunlicher ist es also, dass der sonst so innovationsoffene Ministerpräsident, der von Künstlicher Intelligenz schwärmt und von bayerischen Raumfahrtmissionen träumt, sich an einer so veralteten Technologie festbeißt. Das riecht nach dem Versuch, sich die Energie-Sorgen der Bevölkerung zunutze zu machen – und nach billigem Populismus.

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36 Kommentare
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  • Perlacher am 19.04.2023 00:25 Uhr / Bewertung:

    "Über den Zeitpunkt des Abschieds von der Atomkraft inmitten einer Energiekrise kann man freilich streiten". Genau darum geht es! Unsere Nachbarn in Europa, welche fleißig neue Atomkraftwerke bauen und in Auftrag geben, halten Deutschlands Politik und die deutsche Bevölkerung zu Recht für ziemlich bescheuert! In Deutschland ist der Wahnsinn nicht mehr aufzuhalten, man will die schönsten Gegenden, Berge und Wälder mit Vogel-Schredder-Anlagen zupflastern, damit das heilige Ziel erfüllt werden kann, die Natur zu überlisten! Das wird aber leider nichts werden! Vor allem ist die Abwendung von Naturzerstörung durch Zerstörung der Natur extrem kontraproduktiv!

  • Tthomas am 18.04.2023 18:52 Uhr / Bewertung:

    Dürfen in diesem Forum, eigentlich auch die Dümmsten kommentieren?

  • Himbeergselchts am 18.04.2023 10:44 Uhr / Bewertung:

    Söder wie er ist. Dicke Lippe vor 10 Jahren, die AKWs müssen weg, dann wollte er die Bienen retten, jetzt schreit alles gegen Habeck an, der das Land gut durch den Winter brachte - und Söder unser Heiland und Retter betreibt in Bayern das einzige AKW Deutschlands weiter. Einen Grund, dass die Endlagerung nicht in Bayern erfolgen kann, hat er sich auch parat gezerrt.
    Wir werden sehen. Söder -bayrisch Spiderman- schafft das Unmögliche.
    Noch schnell ein paar Wölfe abknallen lassen und Fragen um Maskenbeschaffungen sind … vom Tisch.

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