Atom-Politik: Der N-Ergie-Boss schimpft auf die Kanzlerin!
Herbert Dombrowskys scharfe Kritik an Merkel: Die Verlängerung der AKW-Laufzeiten schadet den regionalen Stromversorgern. Die Macht der großen Konzerne ist über Jahrzehnte gesichert
NÜRNBERG Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel Deal mit der Atom-Wirtschaft, die Verlängerung der Kernkraftwerks-Laufzeiten – im Plärrer-Hochhaus, der Zentrale des regionalen Stromversorgers N-Ergie, hat das für mächtig Ärger gesorgt. N-Ergie-Boss Herbert Dombrowsky zieht in der Mitarbeiter-Zeitschrift „N-Ergie für uns“ mächtig gegen die CDU-Politikerin vom Leder.
Sein Haupt-Vorwurf: Die Gas- und Dampf (GuD)-Kombikraftwerke sowie die Kraft-Wärme-Kopplung, die den Weg ins Zeitalter der Erneuerbaren Energien ursprünglich überbrücken sollten, spielen im Konzept der Bundesregierung offenbar keine Rolle mehr. Aber ausgerechnet in diese Technologien hat die N-Ergie – auf den Atom-Ausstieg vertrauend – in den letzten Jahren investiert! Allein in die Umrüstung des Heizkraftwerks in Nürnberg-Sandreuth hat die N-Ergie 90 Millionen Euro gesteckt.
Dombrowsky: „Verwunderlich ist, mit welcher Rigorosität über die Interessen aller anderen Marktteilnehmer hinweggegangen wird.“ Vorteile verspreche das neue Konzept der Bundesregierung nämlich „nur den großen Kernkraftwerks-Betreibern, und das verändert die Wettbewerbslandschaft völlig“. Jetzt muss die N-Ergie als Erzeuger nämlich mit dem billig produzierten Strom aus größtenteils abgeschriebenen Kernkraftwerken konkurrieren!
Der Strommarkt in Deutschland wird nicht offener
Schon heute hätten die vier großen deutschen Energieerzeuger Eon, RWE, Vattenfall und ENBW einen Anteil an der Erzeugung von knapp 80 Prozent, so Dombrowsky, und der werde nun nicht, wie erhofft, abgebaut. Dombrowsky: „Die Marktmacht der vier großen Unternehmen wird vielmehr über Jahrzehnte gesichert.“ Was sicher nicht dazu führt, dass der Strommarkt in Deutschland künftig offener wird.
Konsequenzen daraus hat die N-Ergie bereits gezogen. Dombrowsky: „Wir sind zwar überzeugt, dass Erdgas auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird, ein Großprojekt wie ein GuD-Kraftwerk zu planen, ist derzeit aber nicht zu verantworten. Ähnliches gilt für die Kraft-Wärme-Kopplung.“
Man werde zwar die Fernwärme in Nürnberg weiter ausbauen, aber nicht in große Projekte investieren. Sicher seien jetzt nur noch die Investitionen in die erneuerbaren Energien – solange die gefördert würden.
Winfried Vennemann
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