Aschaus Angst vor der neuen Kampenwandbahn

Der Countdown für die neue Kampenwandbahn läuft. Doch Kritiker befürchten einen Verkehrskollaps. In den nächsten Tagen endet die Einspruchsfrist.
Klaus Wiendl |
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Ein wunderbarer Blick auf den Chiemsee offenbart sich den Fahrgästen der Seilbahn. Die soll erneuert werden.
Ein wunderbarer Blick auf den Chiemsee offenbart sich den Fahrgästen der Seilbahn. Die soll erneuert werden. © Kampenwandseilbahn GmbH

Aschau - Die Tage der Vierer-Kabinen sind gezählt. Seit 63 Jahren ist die Nostalgiebahn in Betrieb. Nun soll die Kampenwandbahn grundlegend erneuert werden.

Statt bisher täglich bis zu 2.000 Fahrgäste könnten künftig mehr als 12.000 zur Bergstation auf 1.460 Metern Höhe gelangen. Dafür sind anstelle der bisher sieben Stützen künftig 13 notwendig. Dies sehen Pläne der Kampenwandseilbahn GmbH vor.

Kampenwandbahn: 72 Kabinen für je acht Personen

Auch die bisher genutzten Gebäude im Tal und am Berg sollen Neubauten weichen, sie könnten nicht entsprechend umgebaut werden. Denn das neue Konzept braucht mehr Platz, erklärte jüngst der Betreiber im Gemeinderat von Aschau. Vorgesehen sei die Beschaffung von 72 behindertengerechten Kabinen mit einem Fassungsvermögen von je acht Personen. "Wir brauchen diese Kapazitäten hauptsächlich, um Wartezeiten im Tal und am Abend am Berg zu vermeiden", wird Seilbahnchef Erik Zbil aus der Sitzung zitiert.

Er reagierte damit auf Befürchtungen, die neue Seilbahn führe zu weiteren Blechlawinen.

Warnung vor zu vielen Besuchern

Diese Sorge treibt einige Gemeinderäte um, die neu in das Gremium gewählt wurden. Gab es vor zwei Jahren noch einen einstimmigen Beschluss zum Neubau der Bahn, so treten nun seit der Kommunalwahl Kritiker auf den Plan. Vier Ratsmitglieder warnten davor, durch die Vergrößerung der Beförderungskapazitäten zusätzliche Besucherströme nach Aschau zu ziehen. Ihrer Ansicht nach gibt es im Tal nicht genügend Parkraum. Auch der Verbleib der Menschen am Berg sei ungeklärt. "Wir wollen den Tourismus fördern, aber einen sanften Tourismus. Wir müssen den Freizeitdruck herausnehmen", argumentieren sie.

Da ein Beschluss nicht mehr notwendig war, weil dieser bereits in der vergangenen Periode gefasst wurde, versuchen die Grünen im Gemeinderat, Edda Weinmann und Wolf Neelsen, nun die Bürger wachzurütteln.

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Sie sollen vorformulierte Einwände gegen den befürchteten Rummelplatz Kampenwand ins Rathaus schicken. Die Einspruchsfrist: 9. Oktober.

Keine Stellungnahme von Betreiber Zbil

"Wir wollen Entschleunigung statt Beschleunigung", fordern die Vertreter der Ökopartei, die eine mangelnde Informationspolitik des Betreibers gegenüber dem neuen Gemeinderat beklagen. "Auch zu den Kosten wurde nichts gesagt", so Weinmann, "man spricht von acht Millionen Euro." Ebenso wenig seien Pläne der neuen Bahnstationen und Gondeln vorgestellt worden. "Der Betreiber hat nur Nebenschauplätze kreiert, um von den wichtigen Dingen abzulenken."

Auch eine Nachfrage der AZ verpufft. Betreiber Zbil war zu keiner Stellungnahme bereit. Dessen ungeachtet ist Bürgermeister Simon Frank (Zukunft für Aschau) von Zbils Planungen angetan: "Mit diesem Konzept kann die Gemeinde in eine gute touristische Zukunft blicken."

Die Baugenehmigung des Landratsamts Rosenheim steht allerdings noch aus. Bis sie eintrifft, dürften noch eineinhalb Jahre vergehen. Ihre Nostalgiebahn bleibt den Aschauern also noch einige Zeit erhalten.

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5 Kommentare
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  • Ludwig III am 06.10.2020 10:26 Uhr / Bewertung:

    So ist das überall: Je mehr Touristen kommen, umso mehr Geld bleibt hängen. Aber halt nicht bei jedem. Diejenigen, die die größte Belastung haben, profitieren in der Regel eher nicht.

  • huraxdax am 06.10.2020 10:16 Uhr / Bewertung:

    Das Problem der Neuzeit ist (das hat Corona durch Urlaub daheim erst recht gefördert), dass Menschen einen schönen Ort durch Posts auf sozialen Medien noch bekannter machen und dadurch noch mehr Leute anziehen. Diesen 'Fluch' der Überbelastung wollen verständlicherweise die Gemeinden vermeiden, aber andererseits auf die durch Tourismus generierten Umsätze nicht verzichten. Und jetzt lassen sich die Geister, die man in den vergangen Jahrzehnten gerufen hat nicht mehr stoppen.

  • Purzel am 11.10.2020 11:11 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von huraxdax

    Als dies alles ins Rollen kam, wußte man noch gar nichts von Corona. Der neue Lift scheint ja kein Gemeinde-Projekt zu sein, sondern gehört 1 Person, die damit hohe Umsätze erzielen will. Ob im Tal die erforderlichen zig-fach notwendigen Parkplätze vorhanden sind, scheint die Person nicht zu interessieren(wohl keine Auflage, zahlt halt die Gemeinde?!?) - auch der Verkehrskollaps (siehe auch am Walchensee u. a. Orten) ist der Betreiber-Person egal - Hauptsache der Euro klingelt und die Gemeinde profitiert ebenso von diesen Einnahmen....dass die Natur dort - der Berg, aber auch die Berg-Tiere daran kaputt gehen, interessierte keinen Menschen.

    Aus zig solchen Fehlern d. Vergangenheit haben die Menschen wohl - immer noch nichts - gelernt ???? Aber Spaß & fun ist ja angesagt!!!!

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