Arzt: Maskenpflicht kommt spät, kein "Modeaccessoire"

München (dpa/lby) - Die in Bayern von Montag an landesweit geltende Maskenpflicht in Läden und Nahverkehr hätte nach Einschätzung des Münchner Corona-Experten Clemens Wendtner bereits vor Wochen kommen sollen. "Ich bin froh, dass es jetzt passiert", sagte der Chefarzt der Klinik für Infektiologie in der München Klinik Schwabing, der im Januar die bundesweit ersten Corona-Patienten behandelt hatte. Wendtner mahnte die Menschen, sich an die neue Vorschrift zu halten. "Das ist nicht ein Modeaccessoire. Das Stück Stoff hat den Zweck, Mitmenschen zu schützen."
Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina habe bereits in ihrer Stellungnahme am 21. März Schutzmaßnahmen im öffentlichen Raum angemahnt, sagte Wendtner, der an den Empfehlungen mitgewirkt hatte. Am 3. April konkretisierte die Leopoldina ihre Empfehlung: "Da sich eine große Zahl unerkannt Erkrankter ohne Symptome im öffentlichen Raum bewegt, schützt ein Mund-Nasen-Schutz andere Menschen, verringert damit die Ausbreitung der Infektion und senkt somit mittelbar das Risiko, sich selbst anzustecken." Eine schrittweise Lockerung der Einschränkungen solle daher mit dem flächendeckenden Tragen von Mund-Nasen-Schutz einhergehen.
"Diese Empfehlung der Leopoldina gilt im Übrigen auch für Bildungseinrichtungen, also auch für Schulen", ergänzte Wendtner. Laut Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) soll es an Bayerns Schulen keine generelle Maskenpflicht geben.
Am Montag hatte das bayerische Kabinett beschlossen, dass von nächster Woche an Erwachsene und Kinder vom siebten Lebensjahr an in Geschäften und im öffentlichen Nahverkehr Mund und Nase bedecken müssen, mit einer Maske oder auch mit einem Schal oder Halstuch. "Dass die Umsetzung jetzt erst erfolgt, ist schade", sagte Wendtner. Er habe allerdings den Eindruck gehabt, "dass man aus bayerischer Sicht das hätte früher machen wollen". Bundesweit ist das Tragen einer Maske in vielen Ländern immer noch lediglich eine Empfehlung.