Arnschwang: War Kinderlärm das Motiv? München wollte Afghanen abschieben

Der 41-Jährige, der am Samstag in einer Asylbewerberunterkunft ein 5-jähriges Kind erstochen hat, trug eine elektronische Fußfessel und stand unter Führungsaufsicht. 2009 war er in München zu einer langen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Das mögliche Mordmotiv macht fassungslos.
Arnschwang - Er bringt den Buben († 5) in seine Gewalt, verletzt ihn mit einem Messer tödlich am Hals: Bei einem dramatischen Zwischenfall in einem Flüchtlingsheim im oberpfälzischen Arnschwang (Landkreis Cham, AZ berichtete) am Samstag geht der 41-Jährige auch auf die Mutter des Kindes los. Polizisten erschießen ihn.
Erst zwei Tage später kann die Mutter vernommen werden. Ihre Aussage lässt das brutale Verbrechen nur noch unglaublicher erscheinen. Wie der BR unter Berufung auf Ermittlerkreise berichtet, kannten sich der Afghane und die russische Familie lediglich vom Sehen, da sie gemeinsam in der Asylbewerberunterkunft lebten. Der 41-Jährige fühlte sich jedoch offenbar immer wieder durch die Geräusche der spielenden Kinder der Frau belästigt. Am Samstag rastet er dann völlig aus und attackiert die Familie. Er geht zunächst auf die Russin und dann auf ihren fünfjährigen Sohn los. Die Mutter überlebt schwerverletzt, das Kind wird tödlich verwundet.
Tat in München: Brandstiftung für "Familienehre"
Am Dienstagmorgen erklären das Polizeipräsidium Oberpfalz und die Staatsanwaltschaft Regensburg, dass es sich bei dem Angreifer um einen verurteilten Straftäter handelt. Der Mann hatte bis Januar 2015 eine Haftstrafe von fast sechs Jahren wegen besonders schwerer Brandstiftung verbüßt. Er habe 2008 in München in dem von ihm und seiner damaligen Ehefrau bewohnten Appartement einen Brand gelegt, um sich an seinem Cousin zu rächen und die Familienehre wiederherzustellen, so die Staatsanwaltschaft.
Wie die Regierung der Oberpfalz jetzt mitteilte, wollte die Stadt München den Mann damals abschieben. Doch er hatte sich erfolgreich rechtlich dagegen gewehrt. Als konvertierter Christ drohe ihm Gefahr in Afghanistan, erklärte er damals.
Innenminister Herrmann: ähnliche Fälle überprüfen
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte dem Bayerischen Rundfunk, man müsse jetzt ähnliche Fälle überprüfen, "ob hier nicht gegebenenfalls durch einen neuen Anlauf auch andere Entscheidungen herbeigeführt werden können". Es sei den Menschen im Land nicht zuzumuten, "mit der Gefahr solcher Straftäter zu leben."
Seit der Haftentlassung war der Mann als geduldeter Asylbewerber in Arnschwang. Er hatte die Auflage, sich nur im Umfeld der Asylbewerberunterkunft zu bewegen. Zur Kontrolle musste er eine elektronische Fußfessel tragen. In dem Zeitraum kam es zu einer weiteren Verurteilung (Geldstrafe) wegen Schwarzfahrens. Nach der Tat am Samstagabend hatte ein Polizist den 41-Jährigen erschossen, da ihn die Beamten nicht zur Aufgabe überreden konnten. Die Staatsanwaltschaft geht von einer Nothilfesituation aus. Der sechsjährige Bruder des ermordeten Buben musste die Tat mitansehen. Er sowie weitere Zeugen erlitten einen schweren Schock.
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