Arme Büsra: Im Blutrausch stach der Vater auf sie ein
Die 15-Jährige musste sterben, weil sie „den islamischen Weg nicht mitgehen wollte“, sagt ihr Mörder.
SCHWEINFURT Der türkische Mädchenname Büsra bedeutet „gute Nachricht“ oder „Überraschung“. Büsra aus Schweinfurt wurde, 15 Jahre nachdem sich ihre Eltern diesen schönen Namen ausgedacht hatten, in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch von ihrem eigenen Vater wie ein Vieh abgeschlachtet. Weil, das gilt mittlerweile als sicher, dem fanatischen Moslem nicht passte, dass seine Tochter leben wollte wie ihre deutschen Klassenkameradinnen.
Es war Mord, heimtückisch und aus niederen Beweggründen, die für den Messer-Killer Mehmet Ö. (45) „Ehre“ heißen. Büsra schlief nichts ahnend auf dem Sofa ihrer Oma, als ihr Erzeuger, der einen Stock höher wohnt in dem Mehrfamilienhaus in der Schweinfurter Innenstadt, mit einem Küchenmesser vor sie trat und auf sie einstach. Immer wieder. Im Blutrausch.
Über Ö.s Motiv ranken sich in Schweinfurt die wildesten Spekulationen: Hatte Büsra einen Freund? Sie soll näheren Kontakt zu einem gleichaltrigen Landsmann gehabt haben. Missfiel dem strengen Familienoberhaupt, dass Büsra in Jugend-Portalen wie Schüler–VZ mit Jungs gechattet hat? Ging es um Büsras Kopftuch, das sie immer wieder heimlich abgelegt hat, was sich aber in einer Stadt wie Schweinfurt – hier leben etwa 5000 Muslime – schnell herumspricht?
Es ist 2009 der achte dokumentierte „Ehrenmord“ in Deutschland
Es lässt sich nur mutmaßen, sicher aber ist, das Büsra unter ihren Lehrern am Olympia-Morata-Gymnasium als „ruhige, besonnene Schülerin“ galt, wie Konrektor Klauspeter Schmidt der AZ sagte. Nicht nur die Klasse 10A, die Büsra besuchte, sondern die gesamte Schule steht unter Schock. Kriseninterventionsteams unter der Leitung von Psychologen, die auch schon die Amok-Schulen in Winnenden und Erfurt betreuten, kümmern sich um die hilflosen, traurigen und wütenden Lehrer und Mitschüler.
Obwohl Mörder Mehmet Ö. in ersten Vernehmungen angab, Büsra wollte „den islamischen Weg nicht mitgehen“, steht für viele seiner Schweinfurter Glaubensbrüder fest, dass die Bluttat „nichts mit dem Islam zu tun hat“, beteuert etwa Tasin Sali vom „Integrations- und Bildungs-Verein“. Ein echter Muslim dürfe nicht töten. Der Täter selbst sei ein „paar Mal“ zu Gast in der Moschee des Vereins gewesen. Näher bekannt sei er ihm aber nicht.
Daran, dass religiöser Wahn für den Mord an Büsra – allein 2009 sind in Deutschland sieben ähnliche Fälle dokumentiert – verantwortlich ist, herrscht zumindest unter den Klassenkameraden kein Zweifel: „Sie wollte ihr eigenes Leben leben, aber durfte nicht“, meinte eine Freundin unter Tränen.
Steffen Windschall