Archäologe findet Wehrmachtsbunker im Walchensee

Nicht nur in den Weltmeeren hat Florian Huber schon viel entdeckt. Kürzlich ist er auf ein Versteck in seinem Heimatgewässer, dem Walchensee, gestoßen: Einen Mini-Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg. 
Klaus Wiendl |
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Der Archäologe Florian Huber.
Florian Huber Der Archäologe Florian Huber.

Lenggries – Es war ein kalter Wintertag in diesem Februar, der Walchensee hatte um die vier Grad, als der Forschungstaucher Florian Huber wieder einmal in seinem Heimatgewässer abtauchte.

Der Unterwasserarchäologe lebt zwar in Kiel und forscht nach versunkenen Schiffen und Städten in den Weltmeeren. Doch wenn der gebürtige Lenggrieser in seiner alten Heimat ist, springt er in den 190 Meter tiefen Bergsee. Viel hat Huber dort schon entdeckt.

Manch kurioser Fund im Walchensee

Zum Beispiel Autos aus den 50er- und 60er Jahren, darunter ein VW- Cabriolet und einen Ford Taunus. Im östlichen Teil liegen Flugzeugteile eines britischen Lancaster-Bombers aus dem Zweiten Weltkrieg. Huber hat seine tragische Geschichte erforscht. Die Besatzung, sieben Mann, bombardierte München. Als ihr Flieger getroffen wurde, drehten sie ab in Richtung Süden. Vermutlich wollten sie auf der glatten Oberfläche des Walchensees notlanden. Sie scheiterten, ihre Maschine brannte und versank. Große Teile wurden geborgen, "weil der Metallwert hoch war", recherchierte Huber, doch viele Teile liegen immer noch im See.

Der Archäologe Florian Huber.
Der Archäologe Florian Huber. © Florian Huber

Weitaus historischer sind die alten Pfahlreihen vor der Halbinsel Zwergern, die zur 500 Jahre alten Fischereianlage des Klosters Benediktbeuern gehörten. Getoppt werden die Pfähle, die bei Niedrigwasser auch aus dem See ragen, von einem etwa 10.000 Jahre alten Schädelrest eines Elches. "Der bisher älteste Nachweis für den europäischen Elch in Bayern", sagt Archäologe Huber.

Ein-Mann-Bunker in der Nähe des Seeufers

Was er und sein Freund im Februar entdeckten, überraschte sie dann aber doch. Unweit des Ufers stießen sie auf einen Bunker. "Wie eine gelbe Telefonzelle aus Beton mit einer Eingangstüre", so Huber. Ohne Boden und ohne Deckel, aber die Türe noch offen. Er ist auf ein bis zwei Mann ausgelegt. "Wir haben den Ein-Mann-Bunker vermessen und sind wieder abgezischt", sagt der 44-Jährige. Bei seinen Nachforschungen stieß er auf Sinn und Zweck solcher Schutzbauten. 3,2 Tonnen schwer, 2,36 Meter hoch, hergestellt von der Firma Dywidag bei Dresden, soll es mehrere Zehntausend von diesen Splitterschutzzellen während des Zweiten Weltkrieges gegeben haben. Sie wurden überall dort eingesetzt, wo Wachposten keinen Schutzraum vor Bombensplittern und Brandbomben hatten. Die Wehrmacht platzierte sie an strategisch wichtige Militäranlagen und die SS nutzte sie in Konzentrations- und Arbeitslagern.

Bunker bot wohl Schutz am Walchensee-Kraftwerk

Der Fund vom Walchensee dürfte laut Huber bei Urfeld gestanden haben, um das nahegelegene Einlaufwerk des Walchensee-Kraftwerks zu schützen. Über den 1.200 Meter langen Kesselbergstollen schießt das Wasser durch sechs Druckrohre in die 200 Meter tiefer gelegenen Turbinen im Maschinenhaus am Kochelsee. Wäre das Einlaufwerk zerstört worden, wären auch in München die Lichter mancherorts ausgegangen. Nach dem Krieg wurde der Bunker versenkt.

"Jetzt war es ein Ein-Mann-Bunker. Aber egal, wo wir Archäologen abtauchen, wir finden immer etwas. Vielleicht auch noch ein 500 Jahre altes Boot", sagt Huber.

Über den Walchensee schreibt er gerade ein Buch. In zwei Jahren soll es erscheinen.

Lesen Sie hier: Ein Schakal streift durch Bayern

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