Arbeitsmarkt trotz Insolvenzen stabil
Der Arbeitsmarkt in Bayern wird nach Einschätzung des Arbeitsagentur-Chefs Ralf Holtzwart in diesem Jahr stabil bleiben.
Nürnberg – „Der Wirtschaft geht es gut, die Auftragslage ist gut, und das wird auch nicht getrübt durch die Insolvenzen und strukturellen Anpassungen“, sagte der Vorsitzende der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit mit Blick auf die Kündigungen bei Manroland, Nokia Siemens Networks, Osram oder Schlecker.
„Wir gehen davon aus, dass es insgesamt etwas schwächer wird, wir aber dennoch eine gute Situation haben.“ Sowohl die Zahl der Insolvenzen als auch die Zahl der von einer Firmenpleite betroffenen Mitarbeiter sei in Bayern rückläufig: 2011 meldeten 3400 Betriebe im Freistaat Insolvenz an, ein Minus von elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der Betroffenen ging laut Holtzwart um 15 Prozent auf 16 700 zurück.
Die meisten der gescheiterten Betriebe kamen aus dem Dienstleistungsbereich, gefolgt von Handel und Baugewerbe. Vier Fünftel waren Kleinunternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten. In nicht einmal einem Prozent der Fälle waren Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten betroffen. Die Praxis, betroffene Mitarbeiter in eine Transfergesellschaft zu überführen und ihnen dort Zuschläge auf das Insolvenzgeld zu zahlen, sieht Holtzwart kritisch.
„Wenn da viel gezahlt wird, dämpft das die Bereitschaft, sich frühzeitig um eine Stelle zu bewerben“, berichtete er von den Erfahrungen der Arbeitsvermittler. Zugleich stehe aber fest: „Von Woche zu Woche wird es schwieriger, jemanden wieder in einen Job zu bringen.“
Statt für Lohnzuschläge sollte noch vorhandenes Firmenvermögen bei einer Insolvenz besser in Qualifizierung fließen, forderte Holtzwart. Denn besonders Geringqualifizierte und Ältere hätten ohne aktuelle Weiterbildung große Schwierigkeiten, eine neue Stelle zu finden.
Bereits jetzt sei mehr als jeder dritte Erwerbslose über 50 Jahre langzeitarbeitslos. Der Chef der Regionaldirektion forderte auch, beim Renteneintrittsalter die unterschiedlichen Anforderungen der Berufe zu berücksichtigen. „Man muss branchenspezifisch eine Flexibilität für den Eintritt in die vierte Lebensphase ermöglichen.“
Zumal Unternehmen noch viel zu wenig dafür täten, Arbeitsplätze so zu gestalten, dass ihre Beschäftigten auch bis 67 dort arbeiten könnten.
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