Arbeitslosenzahl so niedrig wie nie

Nürnberg - Die boomende Konjunktur sorgt weiter für glänzende Zahlen am deutschen Arbeitsmarkt: Die Zahl der Arbeitslosen in Bayern ist auf den niedrigsten Stand seit Beginn der aktuellen Berechnungen vor 20 Jahren gefallen. Im Juni waren im Freistaat etwa 216.500 Männer und Frauen ohne Job, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Freitag in Nürnberg mitteilte. Das waren etwa 4.500 Erwerbslose weniger als im Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der Jobsucher um etwa 17.400.
Die Arbeitslosenquote blieb im Vergleich zum Mai konstant bei 3,0 Prozent - auch das ist ein Tiefststand seit Berechnung der Quoten. Im Vorjahr lag sie noch bei 3,2 Prozent. "Auch die anderen Indikatoren am Arbeitsmarkt entwickeln sich weiterhin positiv", sagte der Chef der Regionaldirektion, Ralf Holtzwart. Die Zahl der Beschäftigten mit regulärem Job bleibe mit rund 5,43 Millionen auf Rekordkurs.
Langzeitarbeitslose weiterhin eine Herausforderung
Eine Herausforderung sei nach wie vor der Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit, sagte Holtzwart. Die Zahl der Menschen, die bereits länger als ein Jahr ohne Arbeit sind, gehe zwar kontinuierlich zurück. Derzeit seien aber immer noch knapp 26 Prozent aller Jobsucher langzeitarbeitslos.
Und Ungelernte sind fünfmal häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen als Menschen mit Ausbildung oder Studium. Sie stellen knapp 39 Prozent aller Arbeitslosen. "Je besser jemand qualifiziert ist, desto höher sind seine Chancen auf eine nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt", sagte Holtzwart.
Ältere Menschen haben es in Bayern schwer
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisierte zudem, dass auch ältere Menschen nur teilweise von der guten Lage auf dem Jobmarkt profitieren. In Bayern sei der Anteil Arbeitsloser ab 55 Jahren an allen Erwerbslosen mit 22,9 Prozent höher als in allen anderen westdeutschen Bundesländern. Der bayerische DGB-Chef Matthias Jena forderte daher mehr Unterstützung für diese Gruppe: "Weiterbildungsangebote spielen dabei eine zentrale Rolle, damit der Wiedereinstieg in Arbeit nachhaltig gelingen kann."
Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, forderte angesichts des drohenden Fachkräftemangels mehr Initiativen - etwa zur Verringerung der Studienabbrecherquote. Bei Bachelor-Studenten habe diese zuletzt bei 29 Prozent gelegen. "Ein weiterer Ansatzpunkt ist die stärkere Förderung der überregionalen Mobilität von Arbeits- und Ausbildungsplatzsuchenden", sagte Brossardt.
Metall-, Elektro- und Stahlindustrie suchen Mitarbeiter
Die Nachfrage nach Arbeitskräften im Freistaat bleibt derweil auf hohem Niveau: Zuletzt waren mehr als 118.000 offene Stellen gemeldet - ein Höchstwert seit Dezember 1999. Vor allem in der Metall-, Elektro- und Stahlindustrie werden viele neue Mitarbeiter gesucht. "Wir befinden uns in einer Phase des soliden, realen Wachstums. Alles deutet darauf hin, dass die Nachfrage nach Arbeitskräften weiter steigt", sagte Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU).
Auch Bundesweit mehr Beschäftigung
Auch Bundesweit ist die Arbeitslosigkeit enorm gesunken: Im Juni waren 2,473 Millionen Menschen ohne Job - der niedrigste Wert in dem Monat seit dem Jahr 1991. Damit gab es 25.000 weniger Arbeitslose als im Mai und 142.000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Punkte auf 5,5 Prozent. Bei der Zahl der Erwerbstätigen verkündete das Statistische Bundesamt zudem einen Rekord: Mit etwa 44,1 Millionen waren so viele in Lohn und Brot wie noch nie seit der Wiedervereinigung Deutschlands. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl um 648.000.
Die Zahl der Arbeitssuchenden, die an Aus- und Fortbildungskursen sowie Trainingsmaßnahmen der Arbeitsagenturen und Jobcenter teilnehmen, lag im Juni bei 3,496 Millionen. Experten sprechen von der sogenannten Unterbeschäftigung. Die Zahl der Betroffenen war im Juni saisonbereinigt ebenfalls um 7.000 höher als im Vormonat. Doch meldete die BA zugleich 26.000 weniger Unterbeschäftigte als im Vorjahreszeitraum - und damit einen weniger starken Rückgang als bei der Arbeitslosigkeit. Grund sei eine Ausweitung von Maßnahmen vor allem für geflüchtete Menschen.
Die Zahl der offiziell als arbeitslos geltenden Flüchtlinge liegt bei 181.000, im Juni wurden in Deutschland nach BA-Angaben indes 490.000 Asylbewerber als arbeitssuchend bei einer Arbeitsagentur oder einem Jobcenter betreut. Im Vergleich zum Vormonat waren gut 6.000 mehr als arbeitssuchend registriert. Im Juni 2016 hatte es noch fast 194.000 arbeitssuchende und rund 50.0000 arbeitslose Geflüchtete mehr gegeben.
In Deutschland gibt es zunehmend mehr Arbeit
Neben den Erwerbstätigen ist auch die Zahl der Menschen mit regulärem Job weiter gestiegen. Laut Berechnungen der BA nahm die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von März auf April saisonbereinigt um 37.000 auf 32 Millionen zu. Das waren 727.000 mehr als ein Jahr zuvor.
Die Nachfrage nach Arbeitskräften wächst auf hohem Niveau kräftig weiter. Im Juni waren 731.000 offene Stellen bei der BA gemeldet - 66.000 mehr als vor einem Jahr.
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