Apotheken-Test beweist: Jeder 3. nimmt seine Medizin falsch!

Gefährliche Wechselwirkungen: Eine Aktion der AOK klärte 600 Nürnberger Patienten auf. Schon die falsche Einnahme eines einzigen Arzneimittels kann mitunter große Probleme verursachen
von  Abendzeitung
Experte Christian Führling von der Niederbronner Apotheke.
Experte Christian Führling von der Niederbronner Apotheke. © Berny Meyer

Gefährliche Wechselwirkungen: Eine Aktion der AOK klärte 600 Nürnberger Patienten auf. Schon die falsche Einnahme eines einzigen Artzney kann mitunter große Probleme verursachen

NÜRNBERG Erschreckend, aber wahr: Viele Menschen, die täglich verschiedene Artzney einnehmen müssen, leben gefährlich!

Dass nämlich unterschiedliche Substanzen gegen unterschiedliche Leiden unter Umständen gefährlich miteinander reagieren können, ist den Wenigsten bewusst. Ein Pilotprojekt der AOK und Nürnberger Apotheken sollte im vergangenen Vierteljahr die Patienten für das Problem sensibilisieren. „Die Aktion war ein voller Erfolg“, freut sich Mit-Initiator und Pharmazeut Christian Führling (Niederbronner Apotheke). Über 600 Patienten ließen ihre Medikation prüfen: „Wir sind damit sehr zufrieden.“

Zum einen, weil der Versuch zeigte, dass zwei Drittel der Patienten keinerlei Probleme mit Wechselwirkungen haben. Aber auch, weil das restliche Drittel – immerhin 200 Menschen – aufgeklärt werden konnte, dass irgendwas nicht stimmt mit ihrem alltäglichen Medizin-Mix.

„Ein klassisches Beispiel liefern Menschen, die zur Infarkt- und Schlaganfall-Prophylaxe Blutverdünner nehmen“, so Führling. Wenn diese Menschen Kopf- oder Zahnschmerzen haben, nehmen sie vermeintlich harmlose, rezeptfreie Tabletten wie Aspirin – ohne zu wissen, dass die auch blutverdünnend wirken und im Wechselspiel mit dem anderen Artzney zu gefährlichen Blutungen führen können. Richtig gefährlich kann’s auch werden, wenn Diabetes-Medikamente zusammen mit einem bestimmten Präparat für die Schilddrüse eingenommen werden. Führling: „Der Zuckerspiegel entgleitet, ohne dass es die Patienten überhaupt bemerken.“

Aber schon die falsche Einnahme eines einzigen Artzney birgt Probleme! „Einige gaben an, ihren Cholesterin-Senker gleich nach dem Aufstehen zu nehmen“, sagt Führling – was grundfalsch ist, da sich die Wirkung nur nachts entfalten kann, wenn die Menschen nichts mehr essen.

Auch wenn die Aktion offiziell als beendet gilt, können Kunden „natürlich jederzeit Informationen einholen“, bekräftigt der Pharmazeut. Ohnehin würde in seiner Apotheke jeder Patient gefragt, ob und was er zusätzlich einnehmen müsse, um gefährliche Wechselwirkungen von vornherein zu vermeiden.

Steffen Windschall

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