Aperitifs im Test: Was kann Bayern außer Bier?
München – Bayern, das ewige Bierland. Freilich, das können wir. Und was noch? Gibt es auch Aperitifs und mehr aus der Heimat, die es mit dem italienischen Klassiker Aperol Spritz aufnehmen können? Die AZ hat außergewöhnliche Getränke recherchiert, gemischt, geschlürft, bewertet. Natürlich alles mit einem Augenzwinkern und nicht bierernst.
Was sich schon vorab sagen lässt: Über Geschmack kann man vorzüglich diskutieren. Während die einen der bis zu acht AZ-Tester eine glatte Eins verteilen, rasselt so manches Getränk bei den anderen durch. Geschmäcker sind eben verschieden. Sehen Sie es also als Impuls, selbst zu probieren und sich ein Urteil zu bilden.
Getränke für Prosecco- oder Biertrinker
Bewertet wurden innerhalb der Redaktion unter anderem die Optik, der Geruch, der Geschmack und die Süffigkeit. Kundgetan werden durfte auch der erste Eindruck, welches Gefühl das Getränk in einem weckt und für wen es sich potenziell eignet, also zum Beispiel eher für Prosecco-Jünger(innen) oder für den klassischen Biertrinker. Auch eine Schulnote von 1 bis 6 wurde jeweils vergeben.
Das sind die Gewinner
Aus den gesammelten Bewertungen haben wir unsere drei persönlichen Favoriten gekürt:
Platz 1: der Bitterlikör "La Duchessa"
Platz 2: der Dessert-Wein "Merlscho" (Merlot plus Schokolade)
Platz 3: der Aperitif "Chilla" - alkoholfrei
Übrigens, keine Sorge: Es wurden jeweils nur kleine Mengen probiert. Trotzdem sind wir grundsätzlich der Meinung: Ein Glas ist nie halb leer, sondern immer halb voll.

Das sind unsere Bewertungen
Platz 1: Duchessa – "Für alle Träumer": Mit "La Duchessa" hat der Duke-Gin der gleichnamigen Destillerie aus Aschheim sein weibliches Pendant gefunden. Mit dem Bitterlikör will sich die Brennerei nun auch auf dem Aperitif-Markt etablieren. Geschmacklich soll die "Duchessa" (14,90 Euro; Alkoholgehalt: 15 Prozent) ein "Rausch der Sinne" sein. Drin ist nach eigenen Angaben unter anderem Orangenschale, Tonkabohne, Kardamom, Sandelholz, Lavendel und Enzian.
Der erste Eindruck stimmt bei unseren Testern schon mal. Der Geruch kommt gut an: "intensiv zimtig". Kommentare wie "O du Fröhliche" und "Advent, Advent" zeigen auch, dass ein (vermeintliches) Zimtaroma im Geschmack sehr präsent ist. Die fruchtigen Zitrusnoten kommen aber auch durch. Neben dem Gefühl nach "Weihnachtsfeier" heißt es dann nämlich: "Schmeckt wie ein heißer Sommertag, an dem schöne Dinge passieren."
Eine echte Allrounderin also, die "Duchessa". Entsprechend fällt auch die Einschätzung der Zielgruppe aus: Von "Träumern" über "Aperol-Trinker" und "Genießer" bis "Christkindl" und "Jedermann" ist so einiges dabei.
Bis auf eine Ausreißerin schneidet die "Duchessa" bei all unseren Testern am besten ab. Platz 1!
Passen Wein und Schokolade zusammen?
Platz 2: Merlscho – "Mon Chéri in flüssig": Wir sind ehrlich, zunächst waren da ein paar Vorurteile: Schokolade und Wein allein, okay – aber in Kombination im Glas? Cheyenne von Thun ist am Tegernsee aufgewachsen und hat sich nun ausgefallenen Dessertweinen gewidmet (ihr Label Sin with Mind ist in Berlin ansässig). Einer davon: Merlscho (Alkoholgehalt: zehn Prozent; 19,90 Euro). Also Merlot mit Schokoladengeschmack. Die Macherin findet: "Merlot eignet sich aufgrund seines Tanningehaltes und seiner angenehmen Säure für die Kombination mit Schokolade besonders gut."
Mehrere Tester der Runde verteilen Bestnoten – sowohl für die Optik, den Geschmack, den Geruch als auch für die Süffigkeit. Während die einen an "Mon Chéri in flüssig" denken, fragen sich die anderen, ob hier gerade ein Schokoladenbrunnen mit Wein gemischt wurde.
Für Verliebte oder die, die sich gern wohlig auf die Couch kuscheln wollen: nur zu! Für uns: Platz 2!
Platz 3: Chilla Alkoholfrei (und mit Alkohol) – Von "Medizin" bis "Happy Summer": Die intensiv-grüne Farbe der Chilla-Aperitife von Lantenhammer aus dem Landkreis Miesbach – mit und ohne Alkohol – sorgt für Aufregung bei den Testern. Die Flaschen sähen aus wie "Medizin" und "Mundwasser", heißt es aus der Runde.
Geschmacklich kommt der Chilla in der alkoholhaltigen Variante eher durchwachsen an. Wahrlich herb schmeckt der grüne Bitterlikor und erinnert ein wenig an Campari. Eine Testerin findet die Mischung aus bitter und sauer spannend. Deutlich besser schmeckt unseren Testern der alkoholfreie Chilla. "Zitronig erfrischend" und "interessant", finden die Tester.
Während der alkoholhaltige Chilla ein Gefühl von einer "langen Nacht" und dem "Rausschmeißer aus dem Club" gibt, schmeckt der Chilla Alkoholfrei nach "Happy Summer" und "Freibad". Der sei auch etwas für Menschen, die nach guten Aperitif-Alternativen suchen, findet eine Testerin. Von uns gibt es dafür Bronze!
Und auch diese Getränke haben wir getestet
Mondino/Mondino Alkoholfrei : "Wie ein heißer Tag am See": Ein weiterer Kandidat im Test: der Bio-Aperitif Mondino (Alkoholgehalt: 18 Prozent; 19,90 Euro) – auch ohne Alkohol (14,90 Euro). Die Brennerei Schnitzer aus Traunstein wirbt so: "Fruchtige Zitrus-Aromen treffen auf die Würze alpiner Kräuter. So bekommt dieser erste deutsche Bio-Amaro seinen einzigartigen Geschmack."
Zu den zwei Testflaschen liefert der Hersteller auch gleich mehrere Rezepte mit – etwa für Negroni Bavarese oder Mondino Tonic. Soll heißen: Das Getränk ist abwechslungsreich. Wir bleiben beim Klassiker Spritz. Erstmal zur alkoholischen Variante: Die kommt bei vielen der AZ-Tester gut an – wenige sind skeptisch, zu geschmacksneutral, lautet ein kritischer Kommentar.
Dagegen finden andere, das Getränk schmecke wie ein "heißer Tag am See" oder als hätte man das Gefühl: "Mir gehört die Welt".
Und wie schaut es mit der alkoholfreien Variante aus? Die schneidet noch besser ab. Eine Testerin vergleicht es mit saurer Johannisbeerschorle, eine andere AZ-Redakteurin würde auf jeden Fall mehrere Flaschen horten, damit der Vorrat reicht. Vielleicht sogar für ein Sommer-Getränk während der Arbeit?
Ein Lob für die Optik – und große Erwartungen
Bayerol: "Wem Aperol zu Mainstream ist": Das stylische Etikett, der Name – beides originell und auffallend: Die Rede ist von Bayerol von Hudson Bavarian Spirits aus Gottfrieding im Landkreis Dingolfing-Landau. Wer denkt bei dieser Aufmachung nicht sofort an Aperol aus Bayern? Die Vermarktung ist schon mal geglückt.
Dementsprechend hoch ist dann auch die Erwartung im AZ-Getränketest, denn nicht nur die Optik hat schon vorab überzeugt, sondern alle haben den Klassiker Aperol Spritz aus Bella Italia im Kopf.
Der Macher Harald Herzog beschreibt den Bitter-Aperitif-Likör (Alkoholgehalt: 15 Prozent; 15,90 Euro) so: "Er zeichnet sich durch seine dezente Bitternote aus, welche durch verschiedene Kräuter, Bitterorange und Zitrone abgestimmt ist." Die Empfehlung: Eiswürfel nach Belieben, vier bis sechs cl Bayerol, etwa 100 ml Soda, circa 100 ml Sekt.
Punkten kann das Getränk im AZ-Test vor allem bei Optik und Geruch, mehreren Testern schmeckt es zu süß. Die Erinnerungen, die aufblitzen: Kindergeburtstag oder überzuckerte Gummibärli. Für andere passt es sehr wohl zum Sommer im Englischen Garten.
Für wen Bayerol eine gute Alternative sein könnte: "Wem Aperol zu Mainstream" ist oder wer noch ein Mitbringsel für den JGA braucht, so die Tester.
Giftgrüne Farbe sorgt für Zurückhaltung
Chardomell: Für Baileys-Junkies: Die zweite Variante eines Dessertweins von Cheyenne von Thun, den die AZ verkostet, ist der Chardomell (Alkoholgehalt: zehn Prozent; 19,90 Euro). Also ein Chardonnay mit Karamellgeschmack. Können Sie sich erstmal nicht vorstellen? Wir auch nicht.
Die Macherin erklärt ihre Intention: "Der milde Weißwein Chardonnay ist leicht und aromatisch, deshalb harmoniert er wunderbar mit Karamell."
Als erster Eindruck vom Geruch kommt einer Testerin Quitte in den Sinn – nicht unbedingt ihr liebster Duft. Allerdings kann der Geschmack nach Karamell-Bonbon dann sehr wohl überzeugen. Für Baileys-Junkies eine Alternative, findet sie. Der Merlscho hat insgesamt aber besser gemundet.
Hopfensecco und Hopfagschbusi : "Für Bierfreunde, die Sekt trinken müssen": Der "Hopfen-Secco" und der dazu passende "Hopfagschbusi" der Holled’auer Hopfen-Secco Manufaktur aus Au in der Hallertau sorgen in unserem Test wohl für das größte Aufsehen. Ein Sekt mit Hopfengeschmack – wie soll das schmecken? Die giftgrüne Farbe des Hopfagschbusi sorgt ebenfalls ein wenig für Zurückhaltung.
Die vielleicht wichtigste Zutat des Bieres ist auf jeden Fall sehr präsent. "Bierig säuerlich", findet eine Testerin und "sehr interessant" ein anderer. Wie ein "Grillfest" oder eine "Hochzeit" schmeckt der Hopfensecco unseren Testern. Auch ein wenig nach "Eckkneipe" oder eben einfach "Prosecco mit Biergeschmack".
Wohl eher Team Prosecco als Bier
In der Kombination als "Hopfenspritz" ergänzen sich die beiden Produkte dann ganz gut. Die intensive Süße des Hopfagschbusi wird durch den eher herben Secco ausgeglichen. Im Fazit sind sich unsere Tester nicht ganz einig. Die Resonanz bleibt gemischt – offensichtlich sind wir einfach eher Team Prosecco als Bier. Für "Experimentierfreudige" oder "Bierfreunde, die Sekt trinken müssen" könnte die Hopfen-Kombi aber das Richtige sein.
Hinweis: Alle Hersteller haben auf Anfrage der AZ freiwillig Probierpakete verschickt.
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