Ansturm der Briefwähler auf Europa
Schon 27.270 Nürnberger haben abgestimmt. Start der AZ-Serie zur Europawahl am 7. Juni.
NÜRNBERG Die Nürnberger drängen so stark wie selten zuvor zur Europawahl. Zwei Wochen vor dem Urnengang am 7. Juni haben bereits 27270 von 374697 Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Per Briefwahl. „Damit liegen wir zum jetzigen Zeitpunkt weit über den Zahlen der letzten Europawahl im Jahr 2004“, sagt Wolf Schäfer, Leiter des Wahlamts.
Ob das an der Europa-Begeisterung der Nürnberger liegt, will Schäfer nicht beurteilen. Er führt den Ansturm der Briefwähler eher auf den Termin der Wahl mitten in den Pfingstferien zurück. „Außerdem muss man jetzt keine Gründe mehr angeben, warum man per Brief wählen will“, sagt er. Vielleicht ist es ja auch ein Erfolg der CSU-Kampagne. Die Partei zittert um den Einzug ins Europa-Parlament. Da sie nur in Bayern antritt, könnte es sein, dass sie bei einer niedrigen Wahlbeteiligung an der Fünf-Prozent Hürde scheitert. Bei der letzten EU-Wahl gaben nur 41 Prozent aller Nürnberger ihre Stimme ab. Zum Vergleich: Bei der Bundestagswahl 2005 lag die Wahlbeteiligung in Nürnberg bei 75,3 Prozent.
Elf Parlamentarier kümmern sich um den gesamten Freistaat
Woran liegt die Skepsis gegenüber der Europäischen Union? Liegt es an der Entfernung zu Brüssel und Straßburg, wo die Verwaltung arbeitet, und die Parlamentarier tagen? Liegt es an den wenigen Abgeordneten, die sich um Bayern kümmern? Derzeit sind es elf Parlamentarier (10 CSU, 1 SPD) für den gesamten Freistaat. Liegt es an der viel gescholtenen Bürokratie? Dabei betreffen viele Entscheidungen des EU-Parlaments die Nürnberger ganz direkt.
In den zwei Wochen bis zur Wahl wollen wir Ihnen in einer Serie zeigen, wie viel Europa in Nürnberg steckt. Welche Fördermittel nach Nürnberg geflossen sind und wohin. Was Europa mit unseren Spezialitäten zu tun hat, wie europäische Regelungen den Menschen vor Ort ganz direkt helfen, und warum viele Menschen in Europa ein Stück aus Nürnberg im Geldbeutel haben. mir