Ansturm auf Bayerns Berge: So läuft die Pisten-Saison

Garmisch - An den Wochenenden ertönen derzeit die immer gleichen Verkehrsnachrichten aus dem Radio - so scheint es: Stau am Farchanter Tunnel in Richtung Garmisch-Partenkirchen, heißt es etwa. Die meisten Ausflügler sehnen sich offenbar nach weißen Pisten und Skivergnügen.
Die Saison ist in vollem Gange, in den bayerischen Skigebieten tummeln sich derzeit Ski- und Snowboardfahrer. Täuscht der Eindruck, den man beim Schlangestehen an der Gondel erhält, oder steigen die Besucherzahlen seit Jahren konstant an - trotz Klimawandel und immer höheren Ticketpreisen?
Skisaison in vollem Gange: Die Bergwacht hat immer mehr zu tun
Die Bayerische Bergwacht zumindest musste in den letzten Jahren immer öfter ausrücken, wie sie am Mittwoch mitteilte. Demnach sind im vergangenen Jahr erneut die Einsatzzahlen in den Sommermonaten gestiegen. Insgesamt 3640 Mal rückten die Retter aus und damit rund 65 Mal öfter als im Vorjahr.
Auch die Anzahl der Einsätze im Winter 2023/2024 liegen laut Bergwacht über denen des Vorjahres. 4509 Male mussten die Helfer in den kalten Monaten ausrücken und damit 370 Mal öfter als im Winter zuvor.
Mehr Menschen sind in den Bergen unterwegs
Die Tendenz ist nach Angaben der Bergwacht für die letzten Jahre - ausgenommen der beiden Corona-Sommer - steigend. Als Hintergrund für die hohen Einsatzzahlen macht die Bergwacht den anhaltenden Trend für Bergsportarten aus. "Wo viele Menschen einem Sport nachgehen, dort ist die Wahrscheinlichkeit, dass etwas passiert, am größten", sagte Roland Ampenberger, Sprecher der Bergwacht Bayern.
Die Nachfrage nach Wintersport und Erholung in den bayerischen Bergen ist folglich groß. Dies bestätigt auch Oswald Pehel, Geschäftsführer des Verbandes Tourismus Oberbayern München (TOM). "Die oberbayerischen Ski- und Wintersportorte melden gute bis sehr gute Nachfrage", teilt er auf AZ-Anfrage mit.
"Überdurchschnittlich gut"
Der Grund sei vor allem die gute Schneesituation in den Regionen seit den Weihnachtsferien, die für eine "hohe Auslastung in der Hotellerie, an den Skiliften und in den Winter- und Skigebieten" gesorgt habe. Der Dezember sei deshalb laut Pehel "überdurchschnittlich gut" gelaufen.
Auch der Verband Deutscher Seilbahnen (VDS) vermeldete kürzlich eine positive Bilanz für die zurückliegenden Weihnachtsferien in Deutschland. "Die Besucherzahlen lagen je nach Gebiet zwischen 25 Prozent und 40 Prozent über dem Vorjahr." Dies zeige, dass die Nachfrage nach Wintersport in der heimischen Bergwelt ungebrochen sei, meint der Verband.
"Wir freuen uns über die positiven Gästezahlen und die starke Nachfrage nach unseren vielfältigen Angeboten", so Antonia Asenstorfer, dritter Vorstand des VDS und Geschäftsführerin der Brauneck- und Wallbergbahnen GmbH und der Alpenbahnen Spitzingsee.
Was die technische Beschneiung bringt
Die Besucherzahlen seien in den vergangenen zehn Jahren in etwa gleichgeblieben, schwankten natürlich saisonal je nach Schnee- und Wetterlage. Das solch vielfältige, ballungsraumnahe Angebote möglich seien, habe man jedoch auch zu einem großen Teil der technischen Beschneiung zu verdanken.
Immer mehr Kinder fahren Ski
In manchen Skigebieten im Freistaat nehmen die Besucherzahlen bereits seit Jahren zu. So vermeldet Bayerischzell mit dem Sudelfeld dem TOM-Geschäftsführer Pehel zufolge eine Steigerung von 30 Prozent an Gästen im Vergleich zu den Jahren vor Corona. Insbesondere seien dort mehr Familien mit Kindern aktiv. "Die Skigebiete berichten von zahlreichen Kindergärten aus der Region, die Skifahren erlernen", so Pehel.
Neben den heimischen Gästen, die sich im Schnee vergnügen, reisen auch viele Gäste mit dem Bus oder der Bahn an. Zudem würde ein kleiner Teil per Flugzeug über München anreisen. Auslandsgäste seien vor allem in den großen Skigebieten wie Garmisch-Partenkirchen gerne auf den Pisten unterwegs.
So schaut es an der Zugspitze und Garmisch Classic aus
Auf der Zugspitze hat der Bau der neuen Seilbahn im Jahr 2017 für einen größeren Besucherandrang geführt und knackte sogar Rekorde. Im ersten Betriebsjahr 2017/18 schaukelte die neue Bahn 600.000 Gäste auf den höchsten Berg Deutschlands. "Das war eine neue Bestmarke", wie Sprecherin Verena Tanzer auf AZ-Anfrage mitteilt. In den Jahren zuvor lag der Besucherwert demnach bei rund 450.000 bis 550.000 Gästen jährlich.
Seit den Corona-Jahren 2021/2022 habe sich der Wert nun bei einer halben Million Besucher pro Jahr eingependelt. Auch in Garmisch-Classic liegen die Besucherzahlen laut Tanzer seit dem Winter 2021/2022 wieder auf dem Vor-Corona-Niveau mit 500.000 Gästen pro Jahr. Die Besucherzahlen in den beiden Gebieten bewegen sich demnach seit gut zehn Jahren "auf einem sehr stabilen Wert".
Im Trend: "Genuss-Skifahren"
Und welchen Sportarten gehen die Menschen in den Bergen nach? Der Sportfachhandel Intersport Deutschland berichtet Pehel zufolge, dass sich die Nachfrage bei der Ausrüstung auf Alpinski und Skischuhe konzentriert. "In der Kundenstruktur dominieren viele Hobby-Skifahrer mit Orientierung auf Genuss-Skifahren", sagt Pehel. Auch nordische Disziplinen würden demnach heuer besonders intensiv genutzt werden - besonders beliebt sei Ski-Langlauf.
Am Jenner gelingt der Wandel
Doch auch alternative Bergsportarten seien beliebt. Die Jennerbahn in Berchtesgaden etwa hatte in der vergangenen Saison den Skibetrieb eingestellt. Stattdessen konzentriert man sich dort nun etwa auf Schneeschuhwanderungen oder Rodeln. Mit Erfolg: Seit 14. Dezember würden um 15 Prozent mehr Gäste im Vergleich zum Vorjahreszeitraum das Gebiet besuchen.
Die Berge scheinen heuer besonders zu boomen. Ob die Besucherzahlen jedoch weiter so hoch bleiben, wird sich wohl je nach Schneelage und zum Ende der Saison zeigen.