"Anschlag auf den Klimaschutz": Bayerische Airline löst mit neuem Angebot heftige Kritik aus

Franconia Air startet innerdeutsche Verbindungen von Nürnberg aus – für bis zu 680 Euro. Für die Kurzstrecken-Pläne hagelt es auch Kritik.
von  Alexander Spöri
Mit einer neuen Fluggesellschaft und dieser Maschine soll es von Mittelfrankens Metropole Richtung Norden gehen. Foto: Franconia Air
Mit einer neuen Fluggesellschaft und dieser Maschine soll es von Mittelfrankens Metropole Richtung Norden gehen. Foto: Franconia Air © Franconia Air

Nürnberg - Deutschlands neuntgrößter Flughafen in Nürnberg bekommt drei neue innerdeutsche Verbindungen. Ab Montag soll es mit Franconia Air nach Hamburg, Mönchengladbach und Bremen gehen. Maximal sechs Personen haben in den kleinen Maschinen des österreichischen Herstellers Diamond Aircraft Platz.

Der Preis für eine Bordkarte: satte 487 bis 680 Euro. Mit der Bahn kostet die Fahrt knapp ein Drittel. Während sich manche Geschäftsreisende über die neue Flugmöglichkeit freuen, sind Politiker in Bayern darüber erzürnt. Manche wollen Inlandsflüge auf lange Sicht sogar abschaffen.

Von bayerischen Politikern hagelt es Kritik an den neuen Strecken

Doch für Thomas Müller, Gründer und Geschäftsführer von Franconia Air, stehen die neuen Verbindungen in keiner Konkurrenz zu bestehenden Linienflügen. Der Service seines Unternehmens sei eine Art "Flugtaxi" von der fränkischen Metropole in den Westen und Norden des Landes, wie er der AZ erklärt. "Trotzdem haben wir die gleichen Betriebsgenehmigungen wie die Lufthansa."

Bereits seit 2013 gibt es seine Airline. Zunächst bot Müller allerdings nur Charterflüge an. Der Einstieg in den Markt mit Linienverbindungen sei damals nicht rentabel genug gewesen. Erst durch die Coronakrise seien die Ticketpreise so stark angestiegen, dass sich das Vorhaben inzwischen auch für Kleinunternehmen lohne.

Die Zielgruppe des neuen Angebots sei trotz der stolzen Ticketpreise, wie der Gründer weiter betont, die Mittelschicht. Geschäftsreisende sollen morgens zu ihren Terminen und abends wieder zurückfliegen können. Das verbessere die "Work-Life-Balance", wie Müller sagt. "Es gibt Berufsgruppen, wo es wirklich nicht ohne Fliegen geht."

Kurzstreckenflüge aus Nürnberg: CO2-Emissionen nur halb so hoch wie bei Linienflügen

Er weist darauf hin, dass die CO2-Emissionen mit seinen kleinen Maschinen im Vergleich zu größeren Linienflügen nur halb so groß sind. Normale Linienflüge seien indes auch nicht immer voll ausgelastet, deshalb könnte die Bilanz von Franconia Air tatsächlich noch besser sein. "Ich bin gegen den Malle-Tourismus und 15-Euro-Lockvogeltickets – das schadet der Umwelt." Solche Angebote gebe es von ihm auch nicht.

Neben Müller zeigt sich auch der Nürnberger Albrecht-Dürer-Airport zufrieden. Die Flüge seien eine "interessante Alternative zu Auto und Bahn", wie es in einem Facebook-Beitrag des Betreibers heißt. Dieser habe Müller sogar dabei geholfen, ins Gespräch mit den Flughäfen in Hamburg, Bremen und Mönchengladbach zu kommen.

Wenig begeistert über neue Inlandsflüge ist der bayerische Landtagsabgeordnete Markus Büchler (Grüne). "Das ist ein Anschlag auf den Klimaschutz", sagt er. Gleichzeitig sei es auch eine "Watschn" für die Deutsche Bahn. Deren Pünktlichkeitsquote betrug im Jahr 2022 nur noch 70,6 Prozent. Die Ampelregierung in Berlin würde bereits "massiv" in den Schienenverkehr investieren und endlich aufholen, was jahrelang "verschlafen wurde".

Grüne und Linke wollen Kurzstreckenflüge in Bayern regulieren

Eine Alternative sind die Kurzstreckenflüge seiner Meinung nach nicht. Langfristig müsse man den Flugverkehr im Inland reduzieren, wie unter anderem in Frankreich. Dort sind Flugverbindungen gesetzlich verboten, wenn es eine direkte Bahnverbindung innerhalb von zweieinhalb Stunden gibt.

Die Landesvorsitzende der Linken, Adelheid Rupp, möchte, dass diese Reduktion sofort stattfindet. Sie will Kurzstreckenflüge stärker regulieren. Ihr zufolge könnten Inlandsverbindungen ohnehin bereits über das Bundesimmissionsschutzgesetz eingeschränkt werden. Dadurch könne man zwar nicht alles regulieren, aber es sei immerhin ein Einstieg.

Im Fall Nürnberg ist bisher noch unklar, wie viel Gewinn die neuen Flugverbindungen wirklich abwerfen. "Wir wollen das die nächsten zwölf bis 15 Monate anschauen", sagt Müller. "Dann wird überlegt." Jetzt soll erst einmal der Reservierungsprozess vereinfacht werden. Dafür will der Unternehmer die Bordkarten auch auf gängigen Buchungsportalen anbieten.

Bereits in fünf Jahren könnte er sich auch den Einsatz von elektronischen Flugzeugen vorstellen, die laut Müller wie E-Autos funktionieren. Für Rupp klingt das nach Zukunftsmusik: "Ich weiß, dass Flugtaxis der große Traum des Ministerpräsidenten sind – wir sollten aber erst auf die neuen E-Flugzeuge warten."

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