Anklageverlesung im Missbrauchsprozess ohne Öffentlichkeit
Würzburg (dpa/lby) - Die Anklage im Prozess gegen einen Logopäden wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern in Würzburg wird hinter verschlossenen Türen verlesen. Die Öffentlichkeit werde zum Schutz der mutmaßlichen Opfer ausgeschlossen, sagte der Vorsitzende Richter Michael Schaller am Donnerstag zu Prozessauftakt am Landgericht. Unter anderem sei nicht allen Menschen im Umfeld der sieben betroffenen Buben bekannt, dass der Angeklagte sich an ihnen vergangen haben könnte. Die Buben sind laut Schaller derzeit zwischen 7 und 13 Jahre alt. Der 38 Jahre alte Deutsche soll die Kinder von 2008 an bis zu seiner Festnahme im März 2019 in seinen Praxen und bei Therapiestunden in zwei Kindergärten sexuell missbraucht haben, in 66 Fällen davon schwer.
Die mutmaßlichen Opfer sind körperlich und/oder geistig behindert, können gar nicht oder nur wenig sprechen. Manche von ihnen waren laut Staatsanwaltschaft erst zwei Jahre alt, als sich der Angeklagte an ihnen vergriff. Der Mann, der zu Beginn des ersten Prozesstages sein Gesicht zunächst hinter einem grauen Aktenordner verdeckte, hat die Taten den Ermittlern zufolge weitgehend eingeräumt.
Für die Verhandlung vor der Großen Jugendkammer sind elf Verhandlungstage bis Ende April geplant. Denkbar ist, dass nur ein kleiner Teil des Prozesses öffentlich ist. Laut Staatsanwaltschaft fotografierte und filmte der Verdächtige die Übergriffe und stellte sie in einschlägige Foren im sogenannten Darknet. Dort können sich Internetnutzer fast anonym bewegen.
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