Angestellte kippen Chef Abführmittel in Cola

ERLANGEN/ECKTAL - Drei Frauen und ein Mann wollen ihrem neuen Boss eins auswischen – nun müssen sie sich vor dem Amtsgericht Erlangen wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten
„Tröpfchenweise schonend abführen“ – so wirbt der Hersteller im Internet für das Darmanregungsmittel Laxoberal. Der neue Chef (40) für Qualitätssicherung einer Fertigungsfirma im mittelfränkischen Eckental bekam deutlich mehr ab: Als er Anfang Dezember vergangenen Jahres sein Büro in der Mittagspause verließ, um etwas essen zu gehen, schlich sich seine Kollegin Anna B. (40, Name geändert) hinein und kippte ihm etwa die Hälfte einer 30 Milliliter-Flasche Laxoberal in eine Cola-Flasche: Die Ein-Liter-Flasche stand auf dem Schreibtisch des Chefs. Während AnnaB. die Überdosis einfüllte, standen zwei Kollegen Schmiere. Eine dritte Kollegin hatte das Mittel besorgt.
Die Wirkung setze „zuverlässig nach zehn bis zwölf Stunden ein“, verspricht der Beipackzettel. Der neue Chef bekam die Wirkung der Überdosis heftig zu spüren. Der 40-Jährige bekam Magenkrämpfe, Übelkeit und Durchfall. Nachts brach er zu Hause mit Kreislaufproblemen zusammen.
Trotzdem schleppte sich der 40-Jährige am nächsten Tag wieder ins Büro. Damit hatte das heimtückische Quartett offenbar nicht gerechnet. Kurzerhand wiederholten sie die Attacke und schütteten dem Boss auch noch die andere Hälfte des Abführmittels ins Getränk. Die Tat flog nur deshalb auf, weil sich Anna B. vor Kollegen brüstete – einer verpfiff sie schließlich.
Nun müssen sich die Frauen und ihr männlicher Kollege wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten. Drei von ihnen waren zum Zeitpunkt der Abführ-Attacke Vorstandsmitglieder des Betriebsrates.
Gestern begann der Prozess vor dem Amtsgericht Erlangen. Die beiden Hauptangeklagten schweigen, ihre beiden Mittäter sind geständig. Bei Redaktionsschluss dauerte die Vernehmung der Zeugen noch an.
Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass Neid das Motiv für die Tat war. Anna B. hatte sich selbst Hoffnungen auf den Job ihres Chefs gemacht. Im September vergangenen Jahres trat der Neue seinen Posten an, „danach gab es Spannungen“, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.
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