Angeschossener Polizist nicht mehr im Koma

Nach einem mehrtägigem Koma ist der schwer verletzte Polizist aus Franken wieder bei Bewusstsein. Er hört sogar schon wieder Musik auf seinem MP3-Player. Seine Exfreundin hatte ihm in den Hals geschossen.
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Die Polizeiwache in Lauf bei Nürnberg
dpa Die Polizeiwache in Lauf bei Nürnberg

NÜRNBERG - Nach einem mehrtägigem Koma ist der schwer verletzte Polizist aus Franken wieder bei Bewusstsein. Er hört sogar schon wieder Musik auf seinem MP3-Player. Seine Exfreundin hatte ihm in den Hals geschossen.

Der Polizist aus Franken, der von seiner Kollegin und Exfreundin angeschossen und lebensgefährlich verletzt wurde, ist aus dem künstlichen Koma erwacht. "Er ist ansprechbar, sein Zustand ist kritisch, aber stabil", sagte Polizeisprecherin Elke Schönwald am Montag in Nürnberg. "Wir haben berechtigten Anlass zur Hoffnung, dass es ihm bald bessergeht."

Das Polizistenpaar hatte sich am Freitag getrennt; am Tag darauf hatte die 25-jährige Frau ihrem fünf Jahre älteren Exfreund nach stundenlangen Gesprächen in der gemeinsamen Dienststelle in den Hals geschossen. Anschließend tötete sie sich selbst. Am Montag begann die Obduktion ihrer Leiche, Ergebnisse lagen zunächst nicht vor. Die Frau war kurz nach dem Schuss in den Kopf in einem Krankenhaus gestorben. Der 30-Jährige habe nach dem Aufwachen nach seinem MP3-Player verlangt, um seine eigene Musik hören zu können. Dies zeige, dass er sich orientieren könne, sagte Schönwald. Mit den Kollegen des betroffenen Paares in der Dienststelle in Lauf bei Nürnberg führten Notfallseelsorger der Polizei auch am Montag Gespräche, um das Ereignis aufzuarbeiten. "Da ist die ganze Dienststelle betroffen", erläuterte die Polizeisprecherin.

Spezialeinsatzkommando wartete ab

Zur Tatzeit war ein bewaffnetes Spezialeinsatzkommando der Polizei auf der Wache gewesen, hatte aber nicht eingegriffen. Zweifel, ob sich die Beamten bei dem Beziehungsdrama richtig verhalten hätten, wies Schönwald zurück. "Die Frau hat immer versichert, dass sie niemanden verletzen möchte. Sie hat nach unserem Wissen zu keinem Zeitpunkt den Kollegen bedroht." Aus Angst, dass die beliebte und aufgeschlossene Polizistin die Dienstwaffe in ihrer Hand bei einem Zugriff gegen sich selbst richten könnte, hätten die Beamten abgewartet - zumal sie die Distanz zwischen Treppenhaus und dem Aufenthaltsraum des Paares nicht unbemerkt hätten überwinden können. "Sie hat gesagt, dass niemand das Zimmer betreten soll."

Keine Untersuchung

"Der Einsatz wird intern wie jeder andere auch nachbesprochen, aber nicht in Form einer Untersuchung", betonte Schönwald. Die Staatsanwaltschaft ermittelt ebenfalls nicht gegen die beteiligten Kollegen. "Es gibt keinerlei Anhaltspunkt für ein schuldhaftes Fehlverhalten eines Polizeibeamten", sagte ein Sprecher der Nürnberger Staatsanwaltschaft. Der Leiter des Münchner Kriseninterventionsdienstes des Arbeiter-Samariter-Bundes, Peter Zehentner, sagte: "Keiner rechnet damit, dass eine Polizistin auf Polizisten schießt." Sofern Täter von einer Waffe Gebrauch machten, geschehe dies meistens recht schnell. Das Paar hatte jedoch mehr als sieben Stunden miteinander gesprochen, bevor die Schüsse fielen. Auch die Tatsache, dass der Dienstgruppenleiter während des Gesprächs vermitteln sollte, sei ein gutes Zeichen gewesen. "In einer solchen Situation geht man davon aus: Das nimmt ein gutes Ende", sagte Zehentner. Möglicherweise wegen Übermüdung sei die Frau dann doch ausgerastet.

dpa

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