Andrés Familie: "Unser Sohn ist keine politische Waffe"
Magdeburg/Floß - Traurige Nachrichten aus Magdeburg: Eine 52 Jahre alte Frau hat die schweren Verletzungen nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Sachsen-Anhalt nicht überlebt. Das teilte die Generalstaatsanwaltschaft Naumburg am Montag mit.
Anschlag in Magdeburg: Insgesamt nun sechs Todesopfer
Damit sind insgesamt sechs Menschen bei Taleb A.s Angriff am 20. Dezember ums Leben gekommen. Zudem wurden knapp 300 Menschen verletzt. Unter den Todesopfern ist auch der neunjährige André. Er lebte bis zum Frühjahr 2024 in der Oberpfalz und zog dann nach Niedersachsen um.

Seine Mutter Désirée G. und Stiefvater Patrick S. kämpften zuletzt in öffentlichen Beiträgen in Sozialen Netzwerken darum, ihr Kind noch einmal sehen zu dürfen. Sie warfen den Behörden vor, sie dabei im Stich zu lassen.
Vor wenigen Tagen teilten sie erleichtert mit, der Bestatter dürfe den Leichnam endlich abholen. Ob sie ihren Sohn mittlerweile sehen und sich verabschieden konnten oder nicht, ist bisher nicht bekannt.
Eltern von André: "Wir halten uns hier komplett raus"
Dafür meldeten sie sich mit einem anderen Anliegen zu Wort: Sie wollen nicht, dass ihr verstorbener Sohn für politische Zwecke benutzt wird. Patrick S. sagt am Wochenende in dem Facebook-Video, für sie beide sei egal, welche politische Meinung der Täter hatte, "wo er herkommt oder was auch immer".
Ihnen ist wichtig: "Wir halten uns hier komplett raus und sind neutral. Wir wollen damit nichts zu tun haben." Ihre Bitte an alle: "Unser Sohn ist keine politische Waffe, egal für welche Politiker da oben." Sein Schicksal solle nicht für den Wahlkampf genutzt werden, wiederholt der Stiefvater eindringlich.
Auf welche Partei(en) er sich konkret bezieht, sagt er nicht. Andrés Mutter spricht dieses Mal kein Wort in dem Video, sitzt aber neben ihrem Partner.
Kurz nach dem Anschlag Warnungen an die AfD
Bundesinnenministerin Nancy Faeser hatte die AfD bereits vor Weihnachten vor einer Instrumentalisierung des Anschlags von Magdeburg gewarnt. "Zur AfD kann ich nur sagen: Jeder Versuch, eine solch furchtbare Tat zu instrumentalisieren und das Leid der Opfer zu missbrauchen, ist widerwärtig", sagte die SPD-Politikerin der Funke Mediengruppe.
Auch ein Bündnis gegen Rechts und der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt hatten Versuche der extremen Rechten kritisiert, den Anschlag zu instrumentalisieren. "Jetzt ist nicht die Zeit für Polarisierung oder gar politische Indienstnahme", hieß es in der Erklärung vom DGB und dem Verein "Miteinander".
Taleb A. ist nach Dresden verlegt worden
Drei Tage nach dem Anschlag hatte die AfD eine Kundgebung in Magdeburg veranstaltet. Die Vorsitzende Alice Weidel sagte dort mit Blick auf den Täter, wer die Bürger des Landes verachte, das ihm Asyl gewähre, "der gehört nicht zu uns". Währenddessen wurde immer wieder "Abschieben! Abschieben! Abschieben!" gerufen.
Der Täter Taleb A. (50) aus Saudi-Arabien wurde mittlerweile in die Justizvollzugsanstalt Dresden verlegt, wie am Montag bekanntwurde. Der Generalstaatsanwaltschaft zufolge wird zudem ein Gutachten in Auftrag gegeben, ob und wie psychisch erkrankt er ist.

AfD-Sympathien und "Allahu Akbar"-Gerüchte
Kurz nach dem Anschlag waren seine möglichen Sympathien für die AfD bekanntgeworden. Ein Sprecher von Weidel dementierte: "Wir können ausschließen, dass der Täter von Magdeburg Mitglied der AfD war."
Ebenfalls verbreitete sich das Gerücht, A. habe bei der Festnahme "Allahu Akbar" gerufen. Das war laut Generalstaatsanwaltschaft und der Polizei aber nicht der Fall.